© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/03 20. Juni 2003

 
Meldungen

Kein Separatismus in der Bundesrepublik

ST. AUGUSTIN. Die deutsche Einheit ist nach Ansicht des Berliner Theologieprofessors Richard Schröder "sehr stabil". "Es gibt in Spanien, in Schottland und auf Korsika separatistische Tendenzen, bloß nicht in Deutschland", schreibt der frühere Vorsitzende der SPD-Fraktion in der letzten, frei gewählten Volkskammer der DDR in der Zeitschrift Die politische Meinung. Allerdings hapere es an der "gemeinsamen Erinnerung" der Deutschen im Blick auf ihre jüngere Geschichte. Dies treffe beispielsweise auf die NS-Zeit zu, so Schröder. Zwar hafte Deutschland für die Verbrechen der Nationalsozialisten, aber es sei "Unsinn" zu fordern, man müsse sie "in die nationale Identität" aufnehmen: "Auf die Frage: Wer sind wir? müßten wir dann antworten: Wir sind das verworfene Volk. Das aber ist Nationalsozialismus mit umgekehrten Vorzeichen." Auch zu den zurückliegenden Jahren der deutschen Einheit habe sich bisher kein "Erinnerungskonsens" gebildet. Vielmehr seien "Legenden" im Umlauf, etwa die von der "harmlosen DDR". Zu diesen Legenden zählt Schröder auch die Behauptung, der Westen habe den Osten "kolonialisiert". Meist erhöben diesen Vorwurf Leute, die das Ende der SED-Herrschaft als Verlust ihres Einflusses erlebt hätten. Die Volkskammer habe nicht gegen den Willen des Volkes den Beitritt beschlossen, einschließlich der Stasi-Überprüfungen, so Schröder: "Die Umdeutung der posttotalitären Situation in eine kolonialistische schreibt die Geschichte des Herbstes 1989 um."

 

Adenauer-Stiftung verleiht Literaturpreis

BERLIN. Der US-Schriftsteller Patrick Roth erhält den diesjährigen Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Verleihung der mit 15.000 Euro dotierten Auszeichnung findet am 22. Juni im Musikgymnasium Schloß Belvedere in Weimar statt. Die Ehrung erfolgt durch den Vorsitzenden der Adenauer-Stiftung, Thüringens Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel, die Laudatio hält Ruprecht Wimmer, Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und Präsident der Thomas-Mann-Gesellschaft. Ausgezeichnet wird, so die Jury, vor allem Roths Frankfurter Poetikvorlesungen "Ins Tal der Schatten" (2002) und die Christus-Trilogie (1991-1996), die nicht in den Kontext traditioneller christlicher Dichtung gehöre, sondern das biblische Zeugnis aktualisiert, indem sie es in die Sprache und Realitätserfahrung unserer säkularisierten Welt stellt. Mit großer Sensibilität für Zeitfragen erkundeten Patrick Roths Erzählungen ("Die Nacht der Zeitlosen", 2001) die persönlichen und politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Bisherige Preisträger sind Sarah Kirsch (1993), Walter Kempowski (1994), Hilde Domin (1995), Günter de Bruyn (1996), Thomas Hürlimann (1997), Hartmut Lange (1998), Burkhard Spinnen (1999), Louis Begley (2000), Norbert Gstrein (2001) und Adam Zagajewski (2002).


 
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