© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/03 20. Juni 2003

 
Meldungen

Strauß und Adorno: Verwandte Geister

TRIER. Den anstehenden 100. Geburtstag Theodor W. Adornos fest im Auge, hat manche Zeitschriftenredaktion dafür gesorgt, daß das Haupt der "Frankfurter Schule" schon im Vorfeld des Jubiläums ins richtige Licht gerückt wird. So durfte Filippo Smerilli sich in dem Germanistenorgan Wirkendes Wort (1/03) auf die Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Adorno und Botho Strauß' "Bocksgesang" begeben. Er entdeckt dabei eine "Vielzahl von Parallelen" zwischen dem im günstigsten Fall als "neokonservatives" Manifest kritisierten "Bocksgesang" und der "linken Gegenaufklärung Adornoscher Prägung". Eine entscheidende Differenz ergebe sich allerdings aus der Reichweite des kapitalismus- und kulturkritischen Ansatzes. Strauß richte sich nicht nur im "Bocksgesang" gegen die mediale Vernutzung des Individuums, also gegen den Komplex "Medien - Spektakel - Macht". Anders als bei dem an Hegel und Marx geschulten Adorno komme damit bei ihm, der ohnehin eine Tendenz zur voreiligen "Totalität" und "Heilung" habe, die Kritik des Ökonomismus, die Erfassung des "Kapitalismus als Ganzes" viel zu kurz. Die von Strauß aufgezeigten Reduktionen des Menschen in der Bewußtseinsindustrie seien für Adorno nur ein "Symptom unter anderen".

 

Bergfilm: Sepp Allgeiers Nachlaß erworben

FREIBURG. Von richtig hohen Gipfeln ziemlich weit entfernt, in Freiburg im Breisgau, stand die Wiege des deutschen Bergfilms. Arnold Fanck (1889-1974) hat hier 1920 seine Berg- und Sportfilm GmbH gegründet und sein engster Mitarbeiter, Sepp Allgeier (1895-1968), war ein Sohn der Stadt. Darum war es schon Ehrensache für das Freiburger Staatsarchiv, nun Allgeiers umfangreichen Nachlaß zu erwerben. Da Allgeier nicht nur als Kameramann von Fanck ("Die weiße Hölle vom Piz Palü", 1929), Luis Trenker ("Berge in Flammen", 1931 und "Der Rebell", 1933) und Leni Riefenstahl ("Triumph des Willens", 1934) gearbeitet hat, sondern auch als Fotograf, zählen zum Bestand 5.000 Negative. Nur die zwischen 1933 und 1945 entstandenen Fotos hat Allgeier gleich nach Kriegsende selbst vernichtet. Von besonderem Wert sind die Fotografien von einer Nordpolexpedition 1913, Bilder aus Grönland und Lappland in den zwanziger Jahren sowie Aufnahmen der Filmarbeiten Allgeiers während der klassischen Jahre des deutschen Bergfilms vor 1933 (Der Archivar, 2/03).

 

Erste Sätze

Die jüngst vergangenen Generationen waren überzeugt, daß es die Sache der Naturwissenschaft und der mit ihr verbundenen Philosophie sein müsse, das Wesen der Dinge und die Möglichkeiten der Erfahrung zu bestimmen, daß also die Wirklichkeit eben das und nichts anderes sei, als was sich dem rechnenden und messenden Verstand zu erkennen gibt.

Walter F. Otto: Die Gestalt und das Sein. Gesammelte Abhandlungen über den Mythos und seine Bedeutung für die Menschheit. Düsseldorf/Köln, 1955


 
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