© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/03 20. Juni 2003

 
Leserbriefe

Zum Tod von Jürgen W. Möllemann

Knallende Ohrfeige

Eigentlich bin ich nie ein Anhänger von Jürgen Möllemann gewesen und war eher bereit, wie seinerzeit Rudolf Augstein, mich über den "Mümmelmann" zu mokieren. Besonders stieß mich sein totaler Liberalismus, sein eindeutiges Halten zur Globalisierung, ab. Das erlebte ich auch vor wenigen Tagen am 27. Mai in der Stadthalle in Detmold während des Vortrags zu seinem Buch "Klartext", wo er neben nachhaltiger Kritik an den USA, um den "Standort" Deutschland zu sichern, für einen rigorosen Sozialabbau eintrat.

Im nachhinein ist weniger sein radikaler Liberalismus zu bewundern als sein Mut, gegen die totalitäre Political Correctness aufzutreten, zumal es wohl im deutschen Interesse wäre, zum Beispiel für indirekte Verbindungen mit den Erdölstaaten einzutreten. Und hier gibt es keine Gnade, man darf außer der permanenten Anpassung keine prinzipiellen Positionen vertreten. Das hat auch der weithin unbemerkte plötzliche Tod des einzigen streitbaren Christen in Deutschland, Johannes Dyba, eindrucksvoll bestätigt. Täuschen wir uns aber nicht, keine totalitären Regime haben ewig gehalten. Möllemanns mutiger Tod ist eine knallende Ohrfeige an das deutsche Establishment, eine Ohrfeige an den heutigen Zeitgeist. 

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

Maulkorb

Der plötzliche Tod von Herrn Möllemann hat uns sehr betroffen. Warum konnte man diesen mutigen Politiker, nachdem er schon alle Ämter aufgeben mußte, nicht endlich in Ruhe lassen? Als Franzose habe ich das Gefühl, daß die Deutschen selbst, in ihrem eigenen Land, über das Problem Israel-Palästina nicht offen reden dürften, so wie Jürgen Möllemann es tat. Deutschland hat einen Maulkorb verpaßt bekommen. 

Hubert Biseau, Nürnberg

 

Was passierte wirklich?

Stellt sich die Frage: Was ist denn nun tatsächlich passiert? Daß Herr Möllemann schon immer ein politisch unbequemer Gegner war, ist hinlänglich bekannt. Dies hat er auch am Sonntag noch einmal in der Sendung der ARD "Sabine Christiansen" unter Beweis gestellt. Herr Möllemann betonte immer wieder, daß sich die Parteienlandschaft in Deutschland verändern wird. Auf die direkte Frage, ob er denn nun eine eigene Partei gründen wird, hielt er sich mit klaren Äußerungen zurück. Und dies nicht ohne Grund: Neue Parteien gibt es immer wieder, erfolgreiche aber nur auf Kommunal- bzw. Landesebene (siehe Schill-Partei/Hamburg). Bundesweites Engagement ist meist kläglich gescheitert. Die letzte erfolgreiche Parteigründung auf Bundesebene war die der "Grünen". Es war doch damals auch ein Wille des Volkes, zumindest eines Teils, daß sich diese Partei erfolgreich in der Parteienlandschaft etablierte. Daß Möllemann dennoch mehr vorhatte, zeigt doch die Tatsache, daß in der kommenden Woche ein ausgewählter Kreis aus dem "Freundeskreis Jürgen W. Möllemann" zu einer dreitägigen Fahrt nach Berlin eingeladen wurde. Das Programm sah verschiedenste Gesprächsrunden in der Bundespressestelle wie auch im Bundesinnenministerium vor.

Joachim W. Hamann, per E-Post

 

Mann des Volkes

Die Nachricht vom tragischen Tod des Jürgen W. Möllemann hat mich sehr betroffen gemacht. Ich hatte die Ehre, Herrn Möllemann während einiger Wahlkampfauftritte in meiner Heimatstadt zu erleben und zu sprechen. Er war stets höflich, nicht überheblich, und hatte stets ein Ohr für die Nöte und Hoffnungen eines einfachen FDP-Mitglieds oder eines anderen Bürgers. Möllemann war eine Mann des Volkes und äußerst sympathisch. Auch diese Beschreibung gehört dazu und wird von ehemaligen Mitarbeitern, Bekannten und Freunden bestätigt.

Seine Aktivitäten für den Regierungswechsel 1982 habe ich jedoch in genauso positiver Erinnerung wie seine FDP-Wiederbelebungsaktion (Strategie 18), seine Versuche, eine unverkrampfte Diskussion über die Siedlungspolitik des Ariel Scharon und die Rolle des Michel Friedman in der deutschen Medienlandschaft einzuleiten.

Sicher war Jürgen Möllemann stets auf die Außendarstellung bedacht und wußte das Spiel mit den Medien zu perfektionieren. Na, und?! Genau diese Art war der Erfolgsgarant für Möllemann. Leider hat er sich seine Erfolge oft selbst relativiert.

Möllemann war eine große liberale Persönlichkeit und ein politisches Urgestein. 95 Prozent der Deutschen kannten den Münsteraner und Schalke-Fan Jürgen W. Möllemann. Es ist ein Verlust für den Liberalismus und für die ganze politische Gesellschaft. Für mich ging mit ihm auch die Hoffnung auf eine neue liberale Kraft. Einer neuen und ehrlichen Partei wären sicherlich viele Bürgerinnen und Bürger gefolgt.

Daniel Hallerbach, per E-Post

 

Der Schlagzeilenmann

Wer war er, dieser Mann, dem für eine Zeit die Schlagzeilen galten, öffentlich zerrissen, doch bei großen Teilen der Bevölkerung mal heimliche, mal lautstarke Zustimmung erfahrend?

Er stand gerne im Rampenlicht und wäre gerne ein Held gewesen, ein kleiner Volkstribun. Doch das war er nicht, denn dazu mangelte es ihm schließlich an Konsequenz. Das Time-Magazin kürte letztens die unsägliche Iris Berben zur "Europäischen Heldin 2003" - wegen ihres "mutigen Einsatzes gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus". Gegen welche übermächtigen Feinde hat sie dabei zu kämpfen? Aus gleichem Grunde erhielt sie auch den "Bambi für Zivilcourage". Genau diese zeigte für kurze Zeit Möllemann mit seiner berechtigten, wenn auch in etwas fragwürdiger Weise erfolgten, Kritik an der inhumanen Politik Israels und deren verantwortungsloser Befürwortung durch den Zentralrat der Juden in Deutschland. In welch ein Wespennest er damit stieß, war ihm sicher nicht bewußt. Man machte ihm schnell klar, daß es so nicht ginge, und er bekam Angst vor seinem eigenen Mut und suchte die Versöhnung. Es sollte ihm nichts mehr nutzen. Man würde ihm keine Ruhe mehr lassen.

Ließen üblere Skandale andere Politiker nahezu ungeschoren davonkommen, drehte man ihm aus einer (vergleichsweise) harmlosen Spendenaffäre den Strick. Möllemann schrieb, der Mossad fordere seinen politischen Kopf. Es war wohl mehr als das. Möge sein Tod nicht umsonst gewesen sein! Wenn wir unnachgiebig nach Wahrheit und nationaler Souveränität verlangen, machen wir ihm und den Opfern des Aufstands vor 50 Jahren keine Schande.

Ruedi Strese, per E-Post

 

 

Zur Beilage "Ein deutscher Aufstand", JF 25/03

Zu spät

Den 17. Juni 1953 erlebte ich als aufgeweckte Schülerin und verstand zwar damals noch nicht alles, jedoch soviel, daß die Menschen aufbegehrten, sich unterdrückt fühlten. Die große Republikflucht, das Ausbluten, begann eigentlich schon früher, immer mehr Menschen verließen das Land in einer Nacht- und Nebelaktion Richtung Westen - Freiheit. Viele ließen ihre Häuser, Anwesen, Fabriken zurück, was große Opferbereitschaft und Mut erforderlich machte. Viele Unentschlossene, die am Eigentum und an der Heimat abgöttlich hingen und den wagemutigen Weg ins Ungewisse scheuten, darunter auch welche aus meiner Verwandtschaft und Freunde, blieben daheim in der absurden trügerischen Hoffnung, es wird schon nichts passieren. Mein Vater begab sich schon 1952 über die Firma ins Rheinland. Mit meiner Mutter erlebte ich 15jährig eine aufregende Flucht über Berlin 1956 ins Rheinland, endlich in Freiheit und wieder eine Familie. Als dann die Mauer kam, feierten wir glücklich, daß wir damals den Mut hatten und die abenteuerliche Flucht riskierten, im Heimatland Thüringen die große Enttäuschung: "Wie schade, ach hätten wir doch auch, zu dumm, warum wagten wir es nicht?". Aber es war zu spät!

Uta Fritzsche, Mönchengladbach

 

 

Zu: "Reih' Dich ein, wir wollen alle Deutsche sein!", Interview mit Wolfgang Venohr, JF 25/03

Emblem erst seit 1959

Im Interview steht die Frage, woher an diesem Tag die vielen Deutschlandfahnen stammen könnten. Herr Venohr beantwortet die Frage nicht direkt, wollte aber viele Fahnen mit Löchern gesehen haben. Er erklärte diese Erscheinung mit herausgeschnittenen DDR-Emblemen. Hierzu ist anzumerken, daß die später übliche DDR-Flagge mit Hammer und Zirkel erst Ende der fünfziger Jahre eingeführt wurde. Quelle: Eigene Erinnerung als Achtjähriger etwa und nachgeschlagen im "Kleinen Lexikon A-Z", Verlag Enzyklopädie Leipzig 1959. Dort findet man auf einer der ersten Seiten die neu bestimmte DDR-Fahne (mit Emblem) und auf Seite 168 unter "Flaggen" die Abbildung der schwarzrotgoldenen Fahne mit der dazugehörenden Staatenbezeichung "DDR/BRD".

Jörg Mühlmann, Neubrandenburg

 

 

Zur Meldung "Grüne für Gesetz gegen Diskriminierung" JF 24/03

Mundtot

Es bedarf keiner großen Phantasie, um das Interesse der Evangelischen Kirche in Deutschland an einem sogenannten Antidiskriminierungsgesetz, das in Wirklichkeit ein Maulkorbgesetz sein wird, zu erklären.

Die Evangelische Kirche könnte damit in Zukunft mit Hilfe des Staates die Kritiker in den eigenen Reihen mundtot machen. Jeder Christ, der zum Beispiel die kirchliche Schwulen-Lobby kritisiert, der die kirchliche Unterstützung der Abtreibungspolitik (vergleiche die "Rosenheimer Erklärung" der bayerischen Landeskirche) angreift oder sich gegen den in der EKD bereits hoffähigen Synkretismus (Religionsmischerei) wendet, könnte in Zukunft von eifernden Pfaffen oder gutmenschlichen Kirchenvorständen vor den Kadi gezerrt werden. Eine Neuauflage von "Thron und Altar" also, unter grün-rotem Vorzeichen. 

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

 

Zu: "Drohung als Mittel der Provokation", Interview mit Saul Zadka, JF 24/03

In der Sache richtig

Sicher sind die Aussagen polemisch, provokant und überspitzt. Aber in der Sache dennoch richtig. Seit Jahren verschließt die EU ihre Augen bezüglich des arabischen Terrors, dieser wird im Gegenteil sogar unterschwellig gerechtfertigt und unterstützt. Es sagte mal jemand: "Würden die Araber ihre Waffen niederlegen, hätten wir Frieden. Würden die Israelis ihre Waffen niederlegen, gäbe es kein Israel mehr." Tatsache ist, der Islam kann und will keine jüdischen - und im übrigen auch keine christlichen - Staaten in seiner Nähe dulden. T

homas Lieth, Lottstetten

 

Kriegserklärung

Das ist wohl eine Kriegserklärung. Es glaube niemand, daß dieser Affront ohne Absprache mit der israelischen Regierung erfolgt, denn Herr Zadka ist ja kein beliebiger Hanswurst. Auf eine Antwort oder Reaktion unserer Regierung darf man gespannt sein. Jedenfalls wird der Möllemann-Gedächtnisclub ungeahnten Zulauf bekommen, alle Friedensapostel können ihre blauäugigen Ansichten revidieren und alle Zweifler an der Harmlosigkeit der Israelis und ihrer Statthalter weltweit dürfen sich bestätigt sehen, denn Herr Zadka bekommt ja nach eigenem Bekunden begeisterten Beifall in Israel. Herr Struck sollte schleunig seine Phantasie, wir seien nur von Freunden umgeben, revidieren und der einzig gesetzeskonformen Landesverteidigung Vorrang vor allem anderen militärischen Unsinn geben.

Kurt Heinrich, München

 

 

Zu: "Pankraz, das vierte Gebot und der Ausflug am Vatertag", JF 23/03

Das Matriarchat

Ich kann Sie nur beglückwünschen zu Ihrer Analyse und Sie bitten: bleiben Sie dran. Im Windschatten dieser beispiellosen Hetze gegen die Vaterfigur sind so allerlei egozentrische Frauenwünsche etabliert worden, die längst auf ein allgegenwärtiges Matriarchat hinweisen, obwohl immer noch von Patriarchat geredet wird. So hat der Verband der Alleinerziehenden geäußert: Die Mutter ohne Mann sei der ideale Lebensentwurf. Der modernen "Frau von heute" genügt ein Vater, der am Monatsende einen Scheck schickt. Es wird sich schon ein Grund finden lassen, den Vater an die Luft zu setzen.

Damit nun auch mal ein bißchen männliche Identität in den Köpfen der Kinder angelegt wird, sollte es erstmal für ein paar Jahrhunderte genügen, wenn Mütter dem Vater mit Kind einen Scheck schicken. Im Grundgesetz steht doch da so etwas von Gleichberechtigung? Wenn wir nun also ein bißchen Patriarchat praktizieren wollen, dann müssen wir genauso gnadenlos mit Müttern umspringen wie bisher mit Vätern, sonst wird das nichts.

Hansjürgen Großmann, per E-Post

 

 

Zu: "Ein verzehrendes Feuer brannte in ihm" von Günther Deschner, JF 23/03

Kleine Verbesserungen

Hellmut Diwald wurde nicht im Jahre 1924, sondern im Jahr 1929 geboren, wie auch aus den allen seinen Werken beigefügten Kurzbiographien ersichtlich ist. 1945 war Hellmut Diwald folglich erst 16 Jahre alt. Zu einem Soldaten in Frankreich war er noch zu jung.

Das Geburtsjahr 1924, welches in einigen seiner Nachrufe angegeben wird, beruht auf einem vermutlich durch einen Schreibfehler entstandenen Irrtum, welcher bedauerlicherweise von einigen Lexika übernommen worden ist. Hellmut Diwald hat sich das Fortschreiten auf dem Weg, der mit der "Geschichte der Deutschen" begonnen worden war, nicht verwehren lassen. In seinem letzten großen Verkaufserfolg: "Deutschland einig Vaterland" von 1991 ist er den Weg konsequent zu Ende gegangen.

Maria Schmidt, Ronnenberg

 

 

Zur JF-Serie "Wege aus der Krise"

Istzustand unzureichend

Seit einiger Zeit verfolge ich Ihre Forumsbeiträge und erkenne nunmehr, daß gemäß Themenstellung mögliche Wege aufgezeigt, Lösungsvorschläge unterbreitet werden.

Allerdings erscheint mir dabei die Analyse des Istzustandes völlig unzureichend. Es erfolgt nur der Bezug auf Erscheinungsformen der Misere, nicht aber die Beschreibung der wahren Ursachen. Neben diesem möchte ich noch einige Anmerkungen zu inhaltlichen Fragen machen.

Bei der "Ursachenforschung" muß man sicherlich historisch früher anfangen und da sehe ich einen trefflichen Ansatz in dem Beitrag auf Seite zwei der JF-Ausgabe 24/03 "Lauter Lügen", wo das Kriegsziel der USA im Zweiten Weltkrieg beschrieben wird: "die definitive Zerstörung und Zerstückelung des Deutschen Reiches".

Meines Erachtens haben die alliierten Sieger des Zweiten Weltkrieges ihr Kriegsziel bis heute nicht aufgegeben. Sogar ein relatives Erstarken Deutschlands in den fünfziger und sechziger Jahren - und sei es auch nur wirtschaftlich - mußte allem Anschein nach ganz schnell unterbunden werden, weil daraus früher oder später nationales Selbstbewußtsein hätte entstehen können.

Ist dies den sogenannten 68ern nicht hervorragend gelungen? Da braucht man sich dann auch nicht zu wundern, daß die "Einheit" keine Chance für unser Land und unser Volk darstellt und nur noch von "den exorbitanten Kosten" die Rede ist. Wenn wir "echte" Politiker hätten und ein souveränes Land wären, hätte der große Wurf gelingen können. So aber muß man davon ausgehen, daß dieser den Globalisten gelungen ist. Da bleibt nur zu hoffen, daß durch Ihre Artikelserie die Leser sich über die wahre Lage bewußt werden und begreifen, daß dringend andere Wege als die von unseren Politikern vorgegebenen beschritten werden müßten.

Hartmut Jakob, per E-Post

 

Wege?

Die bisherigen Beiträge auf der Forumsseite der JUNGEN FREIHEIT habe ich immer sehr aufmerksam gelesen: Das also sollen "Wege aus der Krise" sein? Daß ich nicht lache!

Die Ursachen sitzen viel tiefer, und eben darum sollte es in den Aufsätzen gehen. Ihre Autoren mögen "qualifiziert" sein, aber ist das heutzutage ein ausreichendes Gütesiegel? Wir leben in einer Welt, die von der absolutistisch zu nennenden Allmacht des Geldes geprägt ist.

Wo steht die JF? Wird sie mit ihren Bemühungen Erfolg haben? Es ist zu bezweifeln, denn solange der Kapitalismus nicht überwunden ist, solange dürften die Chaoskräfte stärker sein. Auch Ihre Zeitung wird schließlich mit in den Abgrund hinabgerissen.

Reiner Bischoff, Täferrot


 
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