© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/03 27. Juni 2003

 
Der Aussteiger
FDP: Stefan Havlik ist ausgetreten und abgetaucht
Michael Mayer

Der frühere FDP-Kreisvorsitzende Stefan Havlik, der wegen seiner israel-kritischen und nationalliberalen Äußerungen ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt ist und im Juni 2002 als Kreisvorsitzender sein Amt niedergelegt hat (JF 21/03), ist endgültig aus der FDP und deren Jugendorganisation, den Jungen Liberalen, ausgetreten.

Das bestätigte Hartmut Scheermesser, der Kreisvorsitzende der Ulmer FDP. Scheermesser hatte in den vergangenen Tagen ein Ausschlußverfahren gegen Havlik gefordert. Vorausgegangen war eine mysteriöse E-Post, die den Absender Havliks getragen hat. Der Text war anläßlich des Todes von Jürgen Möllemann verfaßt und an den Zentralrat der Juden geschickt worden und hatte folgenden Inhalt: "Damen und Herren, Sie sind sich bewußt, daß Sie durch Ihre medialen Kampagnen gegen Jürgen W. Möllemann zu dessen tragischer Situation beigetragen haben? Ist das der Grund, warum Ihnen der deutsche Steuerzahler seit Jahrzehnten Millionen von DM und Euro gibt? Warum können Sie nicht eingestehen, daß es Staatsterrorismus ist, was Ihr sauberer Herr Scharon mit den Palästinensern treibt? Begreifen Sie es nicht, daß es reinster Faschismus ist, wenn Sie sich als 'auserwähltes Volk' ansehen? Warum zerstören Sie einen Mann wie Jürgen W. Möllemann, der die Wahrheit sagt und damit der Mehrheit der deutschen Bevölkerung aus dem Herzen spricht? Ich bin tief erschüttert an diesem traurigen Tag. Erwarten Sie zukünftig noch weniger Verständnis für Ihr Handeln als Zentralrat wie bisher! Stefan Havlik."

Havlik bestritt zunächst, selbst Verfasser dieses Briefes gewesen zu sein. Er hätte es "nicht so formuliert", so Havlik. Mittlerweile räumte er allerdings im Zuge der polizeilichen Ermittlungen ein, das Schreiben doch selbst verfaßt und verschickt zu haben.

Die Ulmer Südwest Presse, die Stefan Havlik stets wohlwollend begleitet hatte, begrüßte den Austritt aus der FDP. Havlik ist selbst für diese Journalisten nicht mehr zu sprechen. "Den werden Sie nie wiederfinden!" werden die Presseanfragen von seiner Familie zurückgewiesen.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen