© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/03 04. Juli 2003

 
Afrikanische Spiele
von Angelika Willig

Die USA produzieren etwa 70 Prozent aller gentechnisch veränderten Lebensmittel auf dem Weltmarkt. Nach Europa ist ihnen der Weg versperrt, weil hier ein weitgehendes Verbot transgener Nahrungsmittel gilt. Schon seit Monaten versuchen die Amerikaner, eine offizielle Klage gegen diese EU-Regelung vor der Welthandelsorganisation (WTO) zu erwirken. Nun hat Präsident Bush die Strategie gewechselt und der EU die Schuld am Elend der afrikanischen Völker zugesprochen, da diese aufgrund der Marktbeschränkungen nicht die Chance bekämen, sich mit der Produktion von Bio-Lebensmitteln zu profilieren. Eine originelle Variante, denn bisher hieß es immer, die hungernden Afrikaner sollten direkt mit dem supernahrhaften Genmais gefüttert werden. Sollen wir unsere Körper und Landschaften mit unberechenbaren künstlichen Organismen vergiften, damit die Afrikaner endlich wirtschaftlich auf die Beine kommen?

Die Biotechnik ist für ehemalige Dritte-Welt-Länder nichts als eine vage Hoffnung. Der bisher stärkste Vorteil gentechnisch manipulierter Getreidesorten liegt in ihrer Resistenz gegen Schädlinge, so daß giftige Chemikalien überflüssig werden. Die Ernte wird größer und bekommt "wunderbare" Eigenschaften - dafür bergen die Pflanzen unbekannte Risiken. Ob den Europäern die Freiheit von Forschung und Handel und Entwicklungen wie ein koffeinfreier Kaffee mit vollem Aroma oder vielleicht bald kalorienfreier Zucker das Risiko wert sind, müssen sie selbst entscheiden. Wir vermuten, daß Bush am Ende gewinnt - auch ohne afrikanische Spiele.


 
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