© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/03 04. Juli 2003

 
Meldungen

Russisches Lufttaxi nach Königsberg

KÖNIGSBERG. Bei einem Treffen der Präsidenten von Rußland und Polen, Wladimir Putin und Alexander Kwasniewski, wurde letzte Woche neben bilateralen Fragen auch die Zukunft des nördlichen Ostpreußens diskutiert. Putin kündigte dabei an, die mit dem EU-Beitritt Polens und Litauens 2004 einhergehenden Transiterschwernisse für die russische Exklave Kaliningrad mittels einer subventionierten Flugverbindung zu mildern. Die russische Fluglinie Aeroflot werde ein "Lufttaxi" einrichten und pro Tag vier Flüge anbieten. Der Hin- und Rückflug solle mit umgerechnet unter 28 Euro billiger sein als eine einfache Bahnfahrt. Außerdem werde eine neue Fährverbindung mit St. Petersburg eingerichtet. Kwasniewski sprach sich "auf mittlere Frist" für die Abschaffung des EU-Visumzwangs aus. Die beiden Staatschefs trafen sich an Bord des russischen Kriegsschiffs "Marschall Ustinow", das vor der Küste Ostpreußens lag, und verfolgten Manöver der russischen Ost- und Nordseeflotte.

 

Schwierige Situation der Kirche in Europa

ROM. Der Papst hat sich letzte Woche in dem apostolischen Schreiben "Ecclesia in Europa" gegen Agnostizismus, Säkularismus, Szientismus, Konsumismus und Hedonismus gewandt. Die Situation der Kirche in Europa sei von "schwerwiegenden Ungewißheiten auf kultureller, anthropologischer, ethnischer und geistlich-religiöser Ebene" gekennzeichnet. Auch viele Christen, schienen "desorientiert, unsicher und ohne Hoffnung" zu sein, so Johannes Paul II. Die Familie müsse wieder "Hauskirche" werden. Die Frauen sollen durch ihre "Hingabe an das Familienleben" den Geburtenrückgang aufhalten helfen. Wiederverheiratete Geschiedene können auf das Mitgefühl der Amtskirche zählen, aber nicht mit der Zulassung zur Kommunion rechnen. Das apostolische Schreiben faßt die Ergebnisse der Bischofssynode von 1999 zusammen, in der es um den "alten Kontinent" Europa ging.

 

Ex-Premier wirbt für türkischen EU-Beitritt

ANKARA/WIEN. Der türkische Ex-Premier Mesut Yilmaz hat davor gewarnt, die Türkei nicht in die EU aufzunehmen. "1999 hat die Union offiziell die Kandidatur der Türkei angenommen. Wenn wir trotz Erfüllung der EU-Forderungen zurückgewiesen werden, wird die Hinhalte-Taktik von der türkischen Bevölkerung als Feindseligkeit empfunden", erklärte der liberalkonservative Politiker letzten Montag bei einer ORF-Diskussionsrunde in Wien. Islamische Fundamentalisten könnten zu einer "explosiven Masse" werden. Würde die Türkei aufgrund der Religion nicht EU-Mitglied, wäre dies "eine vernichtende Botschaft für die mehr als zehn Millionen Europäer, die dem Islam angehören", meinte Yilmaz. Mit der Türkei könne die Bedrohung durch Terrorismus und religiösen Fanatismus leichter und effizienter bekämpft werden. Atatürk habe "uns als einzige Richtung den Westen gezeigt", so Yilmaz. Schon 1923 habe die Türkei das schweizerische Zivilrecht, das italienische Strafrecht und das deutsche Handelsrecht übernommen.

 

Benes-Dekrete werden nicht aufgehoben

PRAG. Der tschechische Premier Vladimir Spidla hat letzten Freitag die Aufforderung des deutschen Bundesrates zurückgewiesen, die Benes-Dekrete aufzuheben. Die Dekrete hätten nicht "als Grundlage für Vertreibungen" gedient, meinte der Sozialdemokrat. Die Vertreibungen seien Ergebnis der Konferenz von Potsdam 1945 gewesen. In der Vorwoche hatte das Kabinett in Prag eine Erklärung verabschiedet, in der die "Ereignisse und Taten" nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals offiziell als "nicht hinnehmbar" bezeichnet wurden.


 
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