© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/03 11. Juli 2003

 
Zum Tod von Armin Mohler
Langweilig war es nie ...
Edith Mohler

Langweilig war es nie all die Jahre. Eher aufregend, recht spannend manchmal. Romantisch begann es zu Anfang unserer Ehe, 1950, als wir mit Jüngers einige Monate im Stauffenbergschen Schloß in Wilflingen wohnten. In einem Riesenbau mit vier Ecktürmen; viel zu groß für fünf Personen und zwei Siamkatzen. Unheimlich tönten nachts die schrillen Laute des Katers Javannah durch die hohen Gänge. In den umliegenden Wäldern konnte man täglich lange Spaziergänge machen. Es kamen auch oft Besucher. Mehr dann noch, als wir in die Oberförsterei übersiedelten. Der Sekretarius Mohler mußte oft den Zerberus spielen, damit für Ernst Jünger Zeit zum Schreiben blieb. Es war eine sehr interessante, eine wunderschöne Zeit. 1953 kam unser Umzug nach Paris, wo Arminio nun als Auslandskorrespondent für einige Zeitungen tätig war. Wir wohnten in einem kleinen Pavillon mit Minigarten in Bourg-la-Reine. Für unsere beiden Söhne, die unterdessen geboren wurden, war dieser Garten ein kleines Paradies. Wild ließen wir alles wachsen, Tulpen, Rosen, Stachelbeeren und vielerlei Unkraut: ein Urwald, wenn wir jeweils aus unseren Schweizer Ferien wieder zurückkamen.

Wir hatten stets Gäste, meistens zum Abendessen, wenn die Kinder schliefen. Tagsüber ging Arminio oft nach Paris, sehr oft um Bücher zu kaufen. So wuchs unser kleiner Pavillon langsam zu unter all den Büchern und dem gehorteten Papier. Als die Bücherlast zu groß wurde, kam glücklicherweise die Übersiedlung nach München. Es war ein Riesenumzug, aber es waren fast nur Bücher, ein großer Teil noch aus Basel. Aber hier in der Liebigstraße war viel Platz dafür. Nun begann die vielseitige Zeit in der Siernens-Stiftung. An unzähligen schönen Abenden konnte ich teilhaben draußen in Nymphenburg. Und es gab die vielen Wochenenden am Starnberger See im schönen Haus von Caspar mit den Kakadus, wo unsere Söhne zum ersten Mal den richtigen Osterhasen gesehen haben.

Wir hatten auch hier gerne Gäste, so viele, an die man sich wieder erinnert, wenn man das Gästebuch durchblättert. Es kamen dann im Lauf der Jahre unsere gemeinsamen Reisen. Immer waren es Kunstreisen, und immer waren schon die entsprechenden Museen eingeplant. Die Stadtpläne lagen bereit, und so konnte man sich nach Ankunft von Bahn, Schiff oder Flugzeug sogleich im nächsten Taxi zu dem entsprechenden Kunsttempel begeben. Weit sind wir in den letzten Jahren herumgekommen: Skandinavien, Rußland, Italien, Spanien, Irland, England. Einmal hatte ich Schottland vorgeschlagen. Da hieß es, nein, das sei zu viel Natur. Wir waren aber dann doch in Schottland - und es war dies eine unserer allerschönsten Reisen.

Und so glaube ich nun, daß ich doch das große Los gezogen habe, wie mir Anima Schmitt einmal gesagt hat.

 

Edith Mohler war seit 1949 mit Armin Mohler verheiratet. Ihr Text, den wir hier mit freundlicher Genehmigung wiedergeben, erschien zuerst 1995 zum 75. Geburtstag ihres Mannes in der Festschrift "Der andere Mohler".


 
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