© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/03 11. Juli 2003 |
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Meldungen Rentenmodell lädiert : Krise der US-Sozialpolitik MÜNCHEN. Die westliche Welt altert unaufhaltsam. Mit der angeblichen Robustheit der gesetzlichen Rentenversicherung ist es nicht mehr weit her. Die Suche nach Alternativen hat begonnen, und dies war der "Gesellschaft für Unternehmensgeschichte" im letzten Jahr eine Konferenz über "Unternehmen und Alterssicherung" wert. Einige Referate liegen jetzt gedruckt vor (Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, 1/03). Darunter die beachtliche Analyse von Martin Seeleib-Kaiser, die sich mit dem Sozialsystem der USA beschäftigt. Gerade dieses Gegenmodell zum europäischen Sozialstaat weise markante Risse auf. Denn soweit die private Vorsorge an betriebliche Sozialpolitik gebunden sei, habe das "Enron-Debakel" die Krisenanfälligkeit dieses Vorsorgemodells offenbar werden lassen. Im übrigen gehe die Reichweite betrieblicher Sozialpolitik seit langem zurück, und die jüngsten Einbrüche in die "Erwartungssicherheit" der privat Versicherten hätten den Ruf nach dem Staat lauter werden lassen.
Königsberg: Identität durch Wiederaufbau BERLIN. Gegenwart und Zukunft Königsbergs und Nord-Ostpreußens waren der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde so wichtig, daß zwei Hefte ihres Organs Osteuropa für dieses Thema zu einem ziegelsteindicken Band zusammengefaßt wurden (Heft 2-3/03). Dabei eröffnen deutsche wie russische Autoren auf fast 500 Seiten wenig verheißungsvolle Perspektiven. Das Plädoyer des Architekturhistorikers Wulf D. Wagner, den Kern der ostpreußischen Hauptstadt behutsam wieder aufzubauen, wirkt inmitten der vielen Molltöne anderer Beiträger fast schon visionär. Wagner, in dessen Rekonstruktionsplänen das Königsberger Schloß keinesfalls im Zentrum steht, glaubt, daß mit der architektonischen Verbildlichung der Stadtgeschichte ein wesentlicher Beitrag zur Identitätsstiftung in der Region geleistet werden könne, von dem man auch sozialpsychologisch positive Wirkungen erwarten dürfe.
Vom multikulturellen Generationenvertrag BERLIN. Das Kursbuch (Heft 151/03), stets eines der lautesten Sprachrohre des linksliberalen Hedonismus, entdeckt die biologischen Determinanten der Politik. Nun, wo die 68er sich selber in den "Block der Ergrauten" einreihen, sprechen sie wie der Berliner Ministerialbeamte Peter Ungut von der "Alterskatastrophe". Aufhorchen läßt an Unguts furiosem Text, daß er Rot-Grüns rentenpolitische Allzweckwaffe fast nebenbei einmottet: mit Zuwanderung und "multikulturellem Generationenvertrag" sei das nationale demographische Abschmieren nicht zu verhindern. Dagegen sprächen schon nicht auszuräumende "Akzeptanzprobleme". |