© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/03 11. Juli 2003 |
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Leserbriefe Zu: "Abschied von der Solidarität" von Jens Jessen, JF 27/03 Unverschämtheit Abschied von der Solidarität ist meiner Meinung nach eine Folge der wirtschaftlichen Fehlplanung und leeren Staatskassen. Nun müssen die kleinen Leute, Patienten, die ohnehin schon wenig haben, für diese fatalen Auswirkungen bluten. Das ist eine große Unverschämtheit. Ich appelliere an die Gesetzgeber, daß in dieser Hinsicht schnellstens eine Änderung geschehen muß zum Wohle des Volkes, denn der behandelnde Arzt erbringt eine Leistung und verlangt zu Recht sein Geld. Viele Bürger sehen in dieser Misere bereits eine Alternative und lassen sich im Ausland behandeln, zum Beispiel Zahnprothesen anfertigen. Wer sich aus eigener Tasche diese Eigenleistung, egal, bei welchem Arzt, nicht leisten kann und das ist die große Mehrheit der Bevölkerung, ist ganz arm und verlassen dran, wenn ihm von dritter Seite niemand hilft. Das ist ein großer Skandal im Gesundheitswesen. Uta Fritzsche, Mönchengladbach
Zu: "Zweitklassige Opfer" von Doris Neujahr, JF 27/03 Hoffnung auf Änderung Der genannte Artikel von Doris Neujahr hat mir sehr gut gefallen, wie auch sonst das meiste aus ihrer Feder. Eine Ergänzung dazu möchte ich Ihnen mitteilen, die mir besonders wichtig erscheint. Im Artikel wird angemahnt, endlich mit dem Schwingen der Faschismuskeule aufzuhören. Wichtiger noch in diesem Zusammenhang ist aber, daß man endlich das Urteilsverbot über das Dritte Reich aufhebt. Urteilsverbot? Ja, denn seit 50 Jahren dürfen nur Anklagen öffentlich erhoben werden, während Verteidigungen, sogar Verharmlosungen strengstens untersagt sind und auch geahndet werden. Zum Urteilen ist aber unabdingliche Voraussetzung, beide Seiten zu hören. Ganz schlimm ist es, daß alle maßgebenden Kreise, die doch so gern alles und jedes hinterfragen, von diesem Übelstand keine Kenntnis nehmen wollen. Ich halte dieses Urteilsverbot für würdelos, jedenfalls fühle ich mich in meiner Würde stark beeinträchtigt, denn ich möchte mich gern meines eigenen Verstandes bedienen, wie es Kant gefordert hat. Richard Geißler, Hamburg
Kein Geist mehr Neujahr schreibt: "Wem dieses mutlose, verblödete Deutschland am Herzen liegt ..." Denen von Ihnen gewählten Attributen stimme ich vorbehaltlos zu. Allerdings drängt sich mir da die Frage auf: Warum liegt Ihnen dieses Land eigentlich am Herzen? Was halten Sie von folgender These: Deutschland - gibt es nicht mehr und wird es nie wieder geben. Von dem, was einst "deutscher Geist" war, ist heute in Polen mehr zu spüren als in der BRD. Und warum sollte er in die BRD je zurückkehren und nicht nach Senegal? Martin Harrell, per E-Post
Zu: "Bin Laden beliebter als George W. Bush" von Ronald Gläser, JF 27/03 Aus der Traum Selbst gehöre ich zu denen, die mit den USA ein grundsätzliches Problem haben. Ich meine, aufgrund ihres hohen Lebensstandards sind die USA gar nicht in der Lage, andere Völker zu befreien. Befreite Völker werden wohl kaum beschließen, auch weiterhin in Armut leben zu dürfen, damit Amerika auch künftig den "amerikanischen Traum" mit dem überproportional hohen Ressourcenverbrauch erleben darf. Freie Völker werden vielmehr ihren gerechten Anteil fordern und das heißt für den amerikanischen Traum: Aus der Traum! Die USA heucheln heute Demokratie und Freiheit und meinen ihre vitalen nationalen Interessen, und diese Unart haben die Amerikaner wohl den Engländern abgeguckt. Denn schon der Dichter Theodor Fontane (1819-1898) sagt: "Wenn der Engländer von der Kirche spricht, dann meint er Kattun!" So verfährt heute der Amerikaner. Reinhard Wick, Bielefeld
Zu: "Wirtschaft ist ein religiöses Thema" von Klaus Motschmann, JF 27/03 Dompteure der Weltordnung In der Tat, man mag "unter dem Eindruck der Realitäten" eingesehen haben, umzudenken. Aber wie soll das geschehen, wenn man in Anspielung auf ein polnisches Sprichwort "aus einem Aquarium eine Fischsuppe" gemacht hat, diese partout nicht auslöffeln, jedoch in ein Aquarium zurückverwandeln möchte? Vielleicht gelänge dies ehemals deutscher Ingeniosität - der Irreversibilität zum Trotz -, wenn unserer Spezies die Dompteure der alten und neuen Weltordnung nicht über 60 Jahre ihre "geistigen Kräfte", ihre - jenen Regisseuren stets ein Dorn im Auge gewesenen - "deutschen Tugenden" aberzogen und sie zur Lachnummer der Welt domestiziert hätten. Leistungs- und Dienstbereitschaft, Sparsamkeit, Verantwortungsbewußtsein, Fleiß, Zuverlässigkeit sowie Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit, Disziplin. Mögen diese Attribute wieder Eingang in ein tägliches Stoßgebet der Gottlosen finden, da ohne diese Ingredienzen Gottes prästabilisierte Harmonie aus dem Gleichgewicht in Unordnung und die Welt aus den Fugen gerät. Roger Süllhöfer, Wuppertal
Huren der Politik Ist Motschmann vor einigen Jahrzehnten nicht auch bereitwillig über die Inkompetenzen und Rechtsbeugungen gestolpert? Wir kämpften mutterseelenallein gegen die hereinbrechende Vernichtungswelle. Glaubte Motschmann nicht auch wie Thrasymachos, daß es mehr einbringe, ungerecht statt gerecht zu handeln? Heinrich Schliemann suchte unter der Trümmeranhäufung Troja ans Licht zu bringen. Wieviel Flugsand haben aber die Intellektuellen, denen von jeher jegliche Verantwortlichkeit abzusprechen ist, über das restliche Deutschland geblasen? "Dies zeigte sich besonders deutlich nach den schrecklichen Morden im Jahre 1977; Leute, die noch kurz zuvor vom verfaulenden Staat und vom tapferen Terroristen gesprochen hatten, konnten sich plötzlich an nichts mehr erinnern und fühlten sich gänzlich schuldlos", so Karl Steinbuch. 1988 sprach ich Freiburger Professoren auf die Aushöhlung ihres Kredits an. Ihre Antwort: Wir sind die Huren der Politik. Alexander Spieß, Rheinhausen
Zu: "Volk ohne Kinder" von Kurt Zach, JF 26/03 Lösungsansätze Die Folgen von Überalterung und Schrumpfung sind für einen Nationalstaat ohne Einwanderung lösbar, wenn auch nicht ganz einfach. Die kinder- und arbeitslose Lehrerin muß sich halt zur Altenpflegerin umschulen lassen. Und der arbeitswillige junge Mann muß, wenn er denn zeitgeistwidrig eine Familie ernähren will, vom Bagger auf den Mähdrescher umsteigen. Daß kaum neue Häuser und Straßen mehr gebaut werden, läßt deutsche Wälder und Wiesen überleben. Und wenn die schmalere Rente nicht mehr für Urlaubsflüge reicht, renaturiert dies auch den einen oder anderen Südsee-Strand. Und wenn Rente nur noch ein Leben in Armut ermöglicht, kehrt wieder mehr Gerechtigkeit ein: Wer fünf Kinder in die Welt gesetzt und großgezogen hat, kann mit Unterstützung von seiten seiner Kinder rechnen. Zum unlösbaren Problem wird die Schrumpfung erst durch Einwanderung - genauer gesagt durch die Umwandlung von eigenständigen Völkern in eine weltweite Migrationsgesellschaft. Ein einfaches Modell, das sich schrittweise verwirklichen ließe: Streichung der Pflicht-Beiträge zur Rentenversicherung und Übergang zu einer steuerfinanzierten Grundrente auf Sozialhilfe-Niveau für alle ab 65, unabhängig von Besitz, sonstigen Einkünften und (vielleicht immer noch) ausgeübter Erwerbstätigkeit. Wer im Alter auch ohne Arbeit einen gehobenen Lebensstandard will, kann den Weg hierzu dann selbst wählen. Gut möglich, daß ihren Eltern sich verpflichtet fühlende Kinder künftig wieder die krisenfesteste Form der Alterssicherung sein werden. Dr. Holger Schleip, Birkenfeld
Ursachen Die Ursachen der Kinderfeindlichkeit in Deutschland: Kinder zu haben, sie zu erziehen, zu kleiden und zu ernähren, kostet Zeit, Arbeit und Geld. Davon will unsere Spaßgesellschaft natürlich nichts wissen. Max Horkheimer forderte die Sexualisierung der Gesellschaft. Durch den Sexualkunde-Unterricht werden die Jugendlichen zum Geschlechtsverkehr animiert. Solchermaßen an wechselnde Sexualpartner gewöhnte junge Leute werden später nicht mehr in der Lage sein, ja zum Kind, gar zu Kindern zu sagen, denn die Verhütungsmethoden schaffen Kinderfeindlichkeit. Für die Mehrheit ist der Geschlechtsakt nicht mehr ein Schöpfungsakt, sondern nur noch ein Akt zur Triebbefriedigung. Roland Arthur Berghammer, Nürnberg
Richtig so! Eine der Folgen der sich abzeichnenden demographischen Katastrophe wird die bereits von unseren Politikern diskutierte Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis zum 67. Lebensjahr sein. Warum auch nicht. Aber man sollte hier differenzieren und Menschen, die sich Mühe gemacht haben, Kinder großzuziehen, hiervon ausnehmen. Der Mensch lebt in der Gemeinschaft und kann nur in einer Gemeinschaft leben; jeder braucht zum täglichen Leben die für die Gemeinschaft errichteten und unterhaltenen Einrichtungen. Jeder ist deshalb auch verpflichtet, seinen Beitrag für den Weiterbestand dieser Einrichtungen zu leisten. Dazu gehört in erster Linie, daß genügend junge Menschen da sind, die später einmal durch ihre produktive Tätigkeit das Rad unserer Volkswirtschaft in Schwung halten. Jeder, der später einmal Rente beziehen will, ist davon abhängig, daß es dann genügend arbeitende deutsche Menschen gibt. Sind die nicht vorhanden, dann kann auch keine Rente bezahlt werden. Angespartes Geld allein ist tote Materie und bringt nur etwas, wenn mit diesem Geld produktiv gearbeitet wird. Man sollte für diese Leute, die keine Kinder haben, die Arbeitszeit bis zum Rentenbezug ruhig auf 68 oder 70 Jahre erhöhen, aber den Leuten mit Kindern diese Zeit um jeweils ein oder zwei Jahre pro Kind verringern. Christof Scherp, Stuttgart
Verheerende Folgen Die bei den Deutschen verbreitete Kinderlosigkeit bei gleichzeitiger Zuwanderung gebärfreudiger Menschen aus den verschiedensten Erdteilen, das bedeutet in wenigen Generationen das Aus für das deutsche Volk. Es wird die Deutschen, die es seit über tausend Jahren in unserem mitteleuropäischen Raum gibt und die mit Fleiß und Begabung so viel für die europäischen Kultur beigetragen haben, nicht mehr geben. Man hat sich selbst aufgelöst und dies mit maßgebender Hilfe unserer "Staats-tragenden" in Politik, Medien und Wirtschaft. Es ist schlimm, mit welcher Verantwortungslosigkeit vor allem unsere Politiker - nicht mehr Vertreter des Volkes, sondern nur noch Agenten der eigenen Parteien - nichts gegen diese unselige Entwicklung tun, obwohl sie nach unserem Grundgesetz hierzu verpflichtet wären. Noch nie in unserer Geschichte hat sich die führende politische Schicht so wenig um die Zukunft des eigenen Volkes geschert. Und wenn einer da meint, daß die christlichen Parteien dabei doch besser als die Rot-Grünen wären, der irrt. Deren Denkweise ist, wie sie ja in ihrer langen Regierungszeit gezeigt haben, keinen Deut anders; unter ihrem so rühmlichen Kanzler Kohl ist die Zuwanderung, vor allem aus dem türkisch-muslimischen Raum geradezu ins Extreme angestiegen. Wolfgang Ihlenberg, Heilbronn
Zur Meldung "Arnulf Baring plant Bürgerinitiative", JF 26/03 Den Gipfel überschritten Das finde ich gut, daß Arnulf Baring mit einer Bürgerinitiative die politische Landschaft verbessern will - dafür hat er meine volle Zustimmung - wollen wir wieder schweigend alles hinnehmen? Ich setze stark auf Volksbegehren- und Abstimmungen! Wenn ich mir die derzeitige Parteienlandschaft betrachte, kommen mir große Zweifel an deren integerem Verhalten, zumal einige für ihre Zwecke, mit derselben Methode wie ehedem, Kinder und Jugendliche manipulieren. Sie polarisieren über Schulden, die seitens der Regierungen entstanden sind, die nicht das Volk zu verantworten hat, obwohl wir gewohnt sind, ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Sie selbst als Verursacher, durch ihre unkontrollierte Selbstbedienungsmentalität und Großmannssucht, entziehen sich der Verantwortung, indem sie sich dem Sparkurs verweigern. Bei wichtigen Themen geht ihnen die Puste aus, und es herrscht allgemein großes Schweigen oder Zank und Streit über Nebensächlichkeiten, sie haben den "Gipfel" überschritten! Die Mehrheit, das sind die Nichtwähler, hat das Gefühl, von einer Spaßgesellschaft regiert zu werden, und zwar mit einer Respektlosigkeit Andersdenkenden gegenüber. Margot Mahner, Bremen
Zu: "Wer länger lebt, ist besser dran" von Günter Zehm, JF 26/03 Agitprop-Spektakel Das in allen Medien - vom Print-Medium über die Werbung bis hin zum Hollywood-Machwerk - seit nunmehr gut zehn Jahren zelebrierte feministische Agitprop-Spektakel dürfte allmählich wohl dem gutmütigsten "Kavalier" empfindlich auf die Nerven gehen. Werden doch - zwecks Kolportierung der matriarchalischen Groß-Ideologie mit weltweitem Geltungsanspruch (und im Gegensatz zum Kommunismus ohne erklärte Gegner) - zwei aggressive Frauenbilder zu gesellschaftlichen, mit Ausschließlichkeitsanspruch ausgestatteten Leitbildern postuliert: entweder das amazonenhaft-männerhassende und herrschsüchtige Mannweib oder der sexsüchtig-exhibitionistische Vamp. Oder gar eine Mixtur von beidem. Und dies mit gesellschaftsrevolutionär-missionarischer Attitüde. Parallel hierzu ist in der real existierenden feministischen Politik wie auch Rechtsprechung - in den Medien ohnehin - eine einseitige Privilegierung des weiblichen Geschlechts zu konstatieren. Das Verwunderliche gerade in unserem System mit pluralistischem Selbstanspruch ist, daß all dies offenbar ebenso unwidersprochen hingenommen, wie es einseitig und augenscheinlich zentral gesteuert propagiert wird! Wenn van Creveld die Frage nach dem Ende aufwirft, so könnte ich mir zwei mögliche Szenarien vorstellen: entweder "dekonstruiert" sich die holde Weiblichkeit - etwa durch den zunehmend festzustellenden Nikotinkonsum - selbst. Oder aber die heute bereits in frühestem Kindesalter in Kinderkrippen abgeschobene Generation findet eines Tages den Mut, sich an dem heute noch vorherrschenden feministischen Zeitgeist zu rächen. Hans-Jürgen Hofrath, Koblenz
Zu: "Die zahme Herde sprengen" von Franz Uhle-Wettler, JF 25/03 Staatstragende Familie Der Verfasser hat mit seinem Artikel mir aus der Seele gesprochen, leider ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Rettung erscheint ausgeschlossen! Wie Herr Uhle-Wettler schreibt, hat das einen langen Vorlauf. Ich hatte schon in den sechziger Jahren beobachtet, daß wegen fehlenden Nachwuchses Lehrstellen in den Betrieben nicht mehr besetzt werden konnten. Mir sind aus dieser Zeit noch die Parolen der SPD im Gedächtnis: "nehmt euch doch", denn die Kassen waren noch voll. In einigen deutschen Bädern waren alle Betten durch Kurlauber belegt, denn die Krankenkassen zahlten einen Zuschuß von 15 D-Mark pro Person und Tag dazu. Schon damals hat es aus den Reihen der Wissenschaftler und von Konservativen bereits Warnungen bezüglich mangelnder Geburten gegeben, leider vergeblich. Statt mehr Geburten wurde von den 68ern straffreie Abtreibung gefördert und heute fördern öffentliche Einrichtungen homosexuelle und lesbische Ehen! Die emanzipierten Frauen verkündigten schon vorher: Mein Bauch gehört mir! Unsere Moral wird durch die Medien gezielt kaputtgemacht und die staatstragenden Familien mit Kindern werden zu wenig unterstützt! Unsere Politiker stehen da wie die Kuh vor dem Scheunentor, denn sie verstehen nicht, daß die Quelle versiegt ist, doch die Bevormundung der Bürger geht weiter. Otto Meyer, Essen |