© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/03 18. Juli 2003

 
Zeitschriftenkritik: Okozidjournal
Keine Patentrezepte
Werner Olles

Ökozidjournal, die "Zeitschrift für Ökologie und Dritte Welt" erscheint halbjährlich (Juni und Dezember) im 13. Jahrgang. Herausgeber ist die "Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz" (ARA e.V.). Die Bereichsredaktionen unterteilen sich in die Arbeitsgebiete Biodiversität, Bodenschätze, Entwicklungspolitik, Indigene Völker, Landwirtschaft, Meere, Naturwälder, Osteuropa und Tourismus.

"Ökotourismus" gehört zu den wichtigsten Themen, mit denen sich die Zeitschrift beschäftigt. Zwar sei er keine Alternative zum Massentourismus, könne aber "von Fall zu Fall eine sinnvolle ökonomische und ökologische Perspektive sein". Trotz aller Wachstumsprognosen für das Nischensegment "Ökotourismus" werde es jedoch die Qualität des Massentourismus nur marginal beeinflussen. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Phänomen sei aber notwendig, um zu einem realistischen Bild der Möglichkeiten dieses umstrittenen Tourismus zu kommen. Immerhin sei er in manchen Fällen ein durchaus sinnvolles Mittel zur Finanzierung von Naturschutz, jedoch kein Patentrezept für den nachhaltigen Umbau des Massentourismus.

Das im Länderdreieck von Brasilien, Paraguay und Bolivien gelegene Pantanal ist das größte Süßwasserfeuchtgebiet und eine der artenreichsten Regionen der Erde. Inzwischen ist die Region als Biosphärenreservat ausgewiesen und kleinere Teile haben von der UNESCO den Status eines "Weltnaturerbes" erhalten. Durch ehrgeizige Infrastrukturmaßnahmen der brasilianischen Regierung und eine intensive Landwirtschaft, die sich vor allem in den Randzonen und im Hinterland ausbreitet, ist das Gebiet mit einer Fläche, die halb so groß wie Deutschland ist, jetzt in Gefahr geraten. Zusehends verliert dieser Naturraum sein Gesicht durch die industrielle Erz- und Goldgewinnung, die ihm schwere Wunden zufügt. Die intensive Nutzung und Ausbeutung des Pantanals hinterläßt karges Wüstenland, und das in die Natur entlassene hochgiftige Quecksilber bildet dauerhafte Narben. Gegen die Zerstörung dieses Naturparadieses und "amphibischen Wunderlandes" setzen sich engagierte Umweltschützer im Rahmen des weltweiten Seenetzwerkes "Living Lakes" ein. Der nachhaltige Schutz von Feuchtgebieten kommt auch dem Bodensee, dem sibirischen Baikalsee, dem südafrikanischen St. Lucia See, dem Mono Lake in den USA und Laguna de Bay auf den Philippinen zugute.

Ökozidjournal informiert darüber, daß durch die deutsche "Agrarwende" die Futtermittelproblematik in Lateinamerika verschärft wird. Der industrielle Sojaanbau erlebt hier einen Schub, mit all den damit verbundenen sozialen und ökologischen Folgen. Zu den negativen Folgen gehört, daß die für Sojaplantagen genutzten Böden mit Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln befrachtet werden und daher schnell auslaugen. Zudem verdrängt das große Geschäft mit dem Soja viele Kleinbauern von ihrem Land. Konzerne und Großgrundbesitzer sind so die einzigen Profiteure des Sojabooms.

Anschrift: August-Bebel-Str. 16-18, 33602 Bielefeld. Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, das Jahresabo 11 Euro.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen