© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/03 25. Juli / 01. August 2003

 
Kolumne
Linke Arroganz
Klaus Hornung

Selten war der um Sabine Christiansen gescharte Sonntagabend-Talk ein Leuchtturm der Unparteilichkeit und Pluralität. Meist versteht die TV-Dame geschickt, ihre Runden so zusammenzusetzen, daß das rot-grüne Ergebnis für das staunende Publikum im Saal und an den Bildschirmen als gesichert erscheinen kann.

Das zeigte sich erneut beim Talk am 13. Juli über die aktuelle deutsch-italienische "Krise". Die Moderatorin war finster entschlossen, die "antifaschistische" Botschaft rüberzubringen und deutlich zu machen, wo die Daumen zu heben und zu senken waren. Es galt einmal mehr, Berlusconi und die Mitte-Rechts-Regierung in Rom zu verurteilen. Vergebens versuchte der italienische Europa-Minister Buttiglione zu Beginn versöhnlich und mit Common sense aufzutreten. Da kam er aber bei den drei linken Diskutanten an die Falschen. Auch der feine Herr Dohnany aus Hamburg begriff schließlich, was er seinem Parteibuch schuldete. Ex-Justizministerin Leuthäuser-Schnarrenberger machte deutlich, daß sie noch immer der sozialliberalen Regierung nachtrauert, und die italienische Journalistin ließ mit links-arrogantem Gesicht keinen Zweifel daran, daß sie die derzeitige Regierungsmehrheit in ihrem Land als persönliche Beleidigung empfindet.

Da verließ auch der christdemokratische Minister der Regierung Berlusconi den freundlichen Ton und machte klar, daß er die links-deutsche Kritik an der italienischen Wählermehrheit als Einmischung in die "inneren Angelegenheiten" seines Landes entschieden zurückweise. Die linken Disputanten erstarrten ob dieser Herausforderung ihres Demokratieverständnisses. Auch der CDU-Europaabgeordnete Peter Hintze faßte nun Mut und enthüllte die Strategie der anderen, nämlich die Anti-Haider-Attacken nun auch endlich in Richtung Rom zu erneuern. Das feingesponnene Konzept der Moderation ging nicht auf. Dann ergriff sie vollends Partei und fragte in der Tonart einer Staatsanwältin Buttiglione, wann denn endlich die italienischen Christdemokraten die Regierung Berlusconi verlassen würden (unausgesprochen war deutlich, daß sie sie nicht mehr als "wirklich demokratisch" betrachtete). Aber wieder stieß sie bei dem Italiener auf Unverständnis und Widerstand. Der Talk war ein erneutes Musterbeispiel dafür, was deutsche Linke unter Demokratie verstehen, eine wahre Kostprobe teutonischer Arroganz im modischen linken Gewand. Eben dies hatte Berlusconi im Auge gehabt, als er in Straßburg auf die Provokation des Abgeordneten Schulz ausrastete.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung ist Politikwissenschaftler und Präsident des Studienzentrums Weikersheim.


 
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