© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/03 25. Juli / 01. August 2003

 
Meldungen

"Volkspolen" legitimiert mit "geliehenen" Opfern

MARBURG. Die geschickte Verwendung nationalistischer, der politischen Rechten entlehnter Ideologeme und Propagandaformeln spielte für den Machterhalt der polnischen Kommunisten 1945/46 eine zentrale Rolle. Dieses jüngste Resultat polnischer Zeitgeschichtsforschung greift der junge Marburger Historiker Klaus-Peter Friedrich auf, um sich der "Legitimierung 'Volkspolens' durch den polnischen Opferstatus" in der veröffentlichten Meinung der polnischen Presse zu widmen (Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 1/03). Dabei degradierten die neuen Warschauer Herren jüdische Opfer deutscher Besatzungspolitik, indem sie aus dem "Holocaust" ein "bloßes Vorspiel zur Vernichtung der Polen" machten. Diese Argumentation wurde sogar anfangs noch vertrauensselig von Vertretern der Jüdischen Historischen Zentralkommission unterstützt. Aus der mittels solch dreister Vereinnahmungen "aufgepumpten" Opferrolle Polens leitete man dann den "unüberwindbaren" Gegensatz zu "den" Deutschen ab - mit der Konsequenz enthemmter chauvinistischer Forderungen nach weitreichenden "kompensatorischen Annexionen", die ihnen für Polens Westverschiebung ein Viertel des Reichsgebietes bescherten.

 

Aus den USA zurück: Halders Aufzeichnungen

FREIBURG. Man sollte vermuten, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges sei inzwischen "ausgeforscht". Dabei sind noch nicht einmal alle wichtigen Akten "aus Feindesland" in deutsche Obhut zurückgekehrt. So haben erst jetzt die US-Behörden 1945 "erbeutete" sieben Bände Tagebuch-Aufzeichnungen Franz Halders zurückgegeben - "im Rahmen der Rückführung deutschen Archivguts". Mit den Papieren Halders, des Generalstabchefs des Heeres, seien "zentrale Dokumente" ins Freiburger Militärarchiv gelangt, wie Stephanie Joswiak ausführt (Mitteilungen des Bundesarchivs, 1/03). Sie würden zur Zeit fotografiert und stünden den Benutzern Ende 2003 als Mikrofilm zur Verfügung. Joswiak weist darauf hin, daß die vom 14. August 1939 bis zum 24. September 1942 (dem Tag seiner Entlassung) reichenden Notate für die Zeitgeschichtsforschung von größter Bedeutung seien, weil sie "über die Vorbereitung der Feldzüge nach 1939" immer noch zu wenig wisse. Joswiak zufolge müsse dabei aber keineswegs die Entscheidungsfindung im Kontext gesamtpolitischer Lagebilder im Vordergrund stehen, vielmehr sei über "Mitschuld und Verstrickung" der Wehrmachtsführung in "völkerrechtswidrige Befehle Hitlers" aufzuklären.


 
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