© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/03 08. August 2003

 
Lust auf Bücherverbrennung
Florian Illies blamiert mit seiner "Generation Golf"-Fortsetzungsgeschichte die gesamte Innung
Richard Stoltz

Nun sage noch einer etwas gegen die Schriftsteller Dieter Bohlen und Stefan Effenberg! Verglichen mit ihrem Kollegen Florian Illies sind sie wahre Meister des Wortes, Schmuckstücke der deutschen Nachkriegsliteratur. Und gegenüber allzu ungnädigen Kritikern haben sie immerhin noch die Ausrede, daß sie ja gar nicht selber schrieben, sondern daß sie haben schreiben lassen.

Illies hingegen war von der ersten bis zur letzten Zeile sein eigener Ghostwriter, er steht voll für das gerade, was er da unter dem Titel "Generation Golf zwei" (Blessing Verlag, München 2003) unter die Leute gebracht hat. Aber kann man denn überhaupt für etwas geradestehen, was in sich vollkommen krumm und schief ist?

Der Mann blamiert nicht nur sich selbst, sondern die gesamte Innung, vor allem die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der er unter anderem als Chef ihrer (inzwischen eingestellten) "Berliner Seiten" gedient hat. Dort waltete der Legende nach "echt Berliner Feuilleton", doch was Ex-Chef Illies jetzt zusammengerührt hat, ist weder Berlinisch noch Feuilleton, es ist trostlosestes Provinz-Gestottere.

Bleibt noch die "Generation Golf" selbst, die Generation der sogenannten Nach-68er, der Florian Illies (Jahrgang 1971) angeblich Ton und Stimme leiht. Wenn es wirklich einige jüngere Leute gibt, die sich einer solchen Generation zugehörig und verpflichtet fühlen, dann sollten sie sich ganz, ganz schnell und möglichst lautstark von Illies' Büchlein absetzen. Denn eine Generation, hinter der sich ein Buch wie "Generation Golf zwei" verstecken könnte, wäre nur noch Toilettenpapier.

Man kriegt nach der Lektüre richtig Lust auf Bücherverbrennung, so wie sie vor fünfzig Jahren Ray Bradbury in seinem Roman "Fahrenheit 451" geschildert hat. Freilich, die Feuerwehrleute, die dort die Bücher verbrennen, haben in diesem heißen Sommer anderes zu tun.


 
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