© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/03 15. August 2003

 
Andere Länder sollen folgen
Diskursverbote II: Micha Brumlik, Direktor des Fritz-Bauer-Institutes, will weitere Repressionen
Manuel Ochsenreiter

In einem Interview mit dem Deutschlandradio zeigte sich der Direktor des Fritz-Bauer-Instituts zur Erforschung des Holocaust in Frankfurt, Micha Brumlik, zufrieden über die Rücknahme des umstrittenen Buchs von Ted Honderich.

Brumlik hofft, daß diese Maßnahme des Suhrkamp Verlages nun auch Auswirkungen in den USA und Großbritannien habe. Honderich habe angemerkt, sein Buch "Nach dem Terror. Ein Traktat" sei von den dortigen Universitätsverlagen "anstandslos angenommen" worden. "Ich bin mir sicher, daß die USA und Großbritannien jetzt noch einmal über diese Position nachdenken werden", sagte Brumlik im Deutschlandradio.

Weiter äußerte sich Brumlik auch zur späten Distanzierung des Suhrkamp Verlages: "Das ist die Rechtfertigung eines Verlages, der jetzt nachholt, was er ursprünglich vor Drucklegung des Manuskripts hätte tun sollen. Ich kann mir vorstellen, daß die Verhältnisse noch nicht so geregelt sind, wie das früher einmal der Fall gewesen ist. Früher war ja zu hören, daß der Verleger sich selbst alle Manuskripte, die gedruckt werden sollten, noch einmal durchgelesen hat. Im Moment befindet sich der Verlag in der Übergangszeit. Aber ich bin mir sicher, daß sich das bald regeln wird."

Verlagsleiter Günter Berg äußerte sich im Deutschlandfunk ebenfalls zur Rücknahme des Buches des Philosophen Honderich. "Wenn man sich diese Stellen anschaut, dann muß man sagen, ja, hier hätte man vielleicht noch sorgfältiger hinschauen müssen, hier hätte man noch sorgfältiger prüfen und vielleicht auch mit dem Autor sprechen müssen, das ist unterblieben", so Berg. Für einen Verlag wie Suhrkamp sei es "das Schlimmste", sich mit Antisemitismus auseinandersetzen zu müssen.


 
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