© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/03 29. August 2003

 
Frisch gepresst

Arabische Welt. Die Aufforderung der Amerikaner an die westlichen Nationen, aber auch an Araber und Muslime, sich am "Kampf gegen den Terror" - gemeint ist der islamische Fundamentalismus - zu beteiligen, spricht für eine ungeheure Naivität und Ignoranz der Weltmacht. Der Altmeister der Islamwissenschaften, der mittlerweile 87jährige Bernard Lewis, beklagt die gänzlich unhistorische Herangehensweise der US-Amerikaner an die Gründe dieser dem Terrorismus zugrundeliegenden Wut auf den Westen. Daß nämlich seit dem Untergang der führenden islamischen Macht - des Osmanischen Reiches mit seinem als Kalifen verehrten Sultan - vor über achtzig Jahren die Installation kolonialistischer Grenzen durch Briten und Franzosen eine tiefe Demütigung hinterlassen hat, ist Bush, Blair und Co. anscheinend nicht bewußt. Lewis beschreibt, daß die Protektion "demokratischer" - aber oft islamfeindlicher - Regierungen seitens der USA in der Region als latente Verhöhnung dieses Komplexes empfunden wird, welcher den Haß in der arabischen Welt wie bei Osama bin Laden zur Raserei steigern läßt (Die Wut der arabischen Welt. Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2003, 192 Seiten, 19,90 Euro).

Soldatenkind. Die Geschichte Walter Tilemanns ist so unglaublich, daß sich eine Verfilmung des Stoffes nahezu aufdrängt: Als Kind glühender Kommunisten, die das Paradies der Arbeiterklasse mitgestalten wollen, gelangt er in den dreißiger Jahren in die Sowjetunion. Doch die Familie wird durch Stalins Säuberungen und den beginnenden Krieg auseinandergerissen, der Neunjährige kommt in ein Waisenhaus. Wegen der Drangsalierung als "Faschist" flieht er und schließt sich sowjetischen Partisanen an, für die er als unverdächtiges Kind von der Wehrmacht besetzte Ortschaften auskundschaften soll. Doch die Bekanntschaft zum Wehrmachts-Feldwebel Willy Heine läßt den Jungen die Seiten wechseln. So erlebt Tilemann als "Kompanie-Maskottchen" verschiedene Kriegsschauplätze, bis er bei Verwandten landet. 1949 erlebt der spätere Karriere-Architekt Tilemann die Zusammenführung mit seiner bis dahin im Gulag sitzenden Mutter (Ich, das Soldatenkind. Langen Müller, München 2003, 301 Seiten, 22,90 Euro).

Arbeitsblockaden überwinden. Frust, Termindruck, geplatzte Projekte und Versagensängste plagen den berufstätigen Normalbürger heutzutage. Claudia Guderian hat es tatsächlich geschafft, organisatorische Allerweltsweisheiten, die früher von Schwiegermutter an Schwiegertochter weitergegeben wurden (Arbeitsplatz sauber halten, Tag organisieren, sich auch einmal etwas gönnen etc.) zwischen zwei Buchdeckel zu pressen und damit als neue Erkenntnisse zu verkaufen. Wenig originell - aber dennoch für die kommende Generation Schwiegertöchter ganz nützlich (Arbeitsblockaden erfolgreich überwinden. Schluß mit Aufschieben, Verzetteln, Verplanen! Kösel-Verlag, München 2003, 224 Seiten, 15,95 Euro).


 
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