© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/03 05. September 2003

 
Meldungen

Türkischer Botschafter verlangt Kaplan

BERLIN. Der türkische Botschafter in Berlin, Osman Korutürk, hat den Wunsch der Türkei nach einer Auslieferung des Islamistenführers Metin Kaplan bekräftigt. In der Bild-Zeitung äußerte er Unverständnis über die vom Kölner Verwaltungsgericht untersagte Abschiebung. Niemand solle "auch nur kleinste Zweifel daran haben, daß ein faires Gerichtsverfahren für Metin Kaplan stattfinden wird", sagte Korutürk. Wegen der ihm vorgeworfenen Verbrechen drohe Kaplan in der Türkei eine lebenslange Haftstrafe. Eine Überführung Kaplans wäre seiner Ansicht nach "ein Zeichen für die Kooperation der Staaten im internationalen Kampf gegen den Terrorismus". Das Kölner Verwaltungsgericht hatte am Mittwoch vergangener Woche einer Klage Kaplans gegen das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge stattgegeben. Im Gegensatz zu der Nürnberger Behörde befanden die Richter, dem früheren Führer der verbotenen extremistischen Moslem-Organisation "Kalifatsstaat" drohe bei einer Abschiebung in die Türkei ein völkerrechtswidriges Verfahren.

 

Union: Ausländische Straftäter abschieben

BERLIN. Als Konsequenz aus dem Fall des türkischen Islamistenführers Metin Kaplan fordern führende Unionspolitiker eine generell schärfere Abschiebepraxis bei ausländischen Strafgefangenen. "Es ist nicht nachvollziehbar, daß es unserem Rechtsstaat nicht gelingt, abgeurteilte Straftäter wie Kaplan in ihre Heimatländer abzuschieben", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Wolfgang Bosbach. Das Gerichtsverfahren gegen den inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan und die Abschaffung der Todesstrafe habe gezeigt, daß die Türkei zumindest versuche, sich mitteleuropäischen Rechtsstandards anzunähern. "Das Absurde ist doch: Würde Kaplan in der Türkei nicht Verbrechen beschuldigt, könnten wir ihn sofort abschieben", fügte Bosbach hinzu.

 

WTC-Terroranschläge bereits 1999 geplant

HAMBURG. Die Hamburger Islamisten-Gruppe um die mutmaßlichen Attentäter vom 11. September 2001 hat die Selbstmordanschläge auf das World Trade Center (WTC) und das Pentagon möglicherweise schon im Frühjahr des Jahres 1999 geplant. Im al-Qaida-Prozeß vor dem Hamburger Oberlandesgericht sagte eine Zeugin, der mutmaßliche Todespilot Marwan Alshehhi habe ihr im Mai oder Juni 1999 gesagt: "Es wird was passieren, das wirst du sehen, es wird Tausende von Toten geben". Dabei habe Alshehhi möglicherweise auch das WTC erwähnt und gesagt, daß er "da rüberfliegen" wolle, erklärte die Zeugin. An den genauen Wortlaut des Gesprächs könne sie sich aber nicht mehr erinnern. Die 31jährige arbeitete damals in einer Bibliothek der Hamburger Universität, die nach ihren Angaben regelmäßig von Alshehhi und dem mutmaßlichen Kopf der Attentäter, Mohammed Atta, besucht wurde.


 
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