© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/03 05. September 2003

 
Frisch gepresst

Geheimdienste. Es gehört Mut dazu, sich einer literarischen Aufgabe zu stellen, die von vornherein mißlingen muß: So kann der Anspruch, ein "Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert" - also ein Werk mit Absolutheitsanspruch - vorzulegen, eigentlich nur scheitern, wenn die geheimen Dienste ihren Namen verdient haben sollten. Trotzdem gelingt es den beiden Historikern Stefan Schäfer und Matthias Uhl mit der Schützenhilfe eines Eingeweihten, des langjährigen Präsidenten einer Verfassungsschutzbehörde Helmut Roewer, eine gelungene Übersicht über das Bekannte des Geheimen zu geben. Zumindest aus den Diensten der besiegten Systeme - sei es die Abteilung III b des großen Generalstabes der Wehrmacht, der Sicherheitsdienst der SS, das Amt Ausland/Abwehr oder auch Mielkes Ministerium für Staatssicherheit - können "intimere" Details präsentiert werden. Ansonsten bietet das Werk eine umfassende Übersicht wichtiger Personen von Oberst Redl, Mata Hari, Richard Sorge über Klaus Fuchs, dem die erfolgreiche Atomspionage aus dem US-Manhatten-Projektes an die Sowjetunion nachgesagt wird, bis schließlich zu "Mischa" Wolf, dem Leiter der HVA (Auslandsaufklärung) der DDR mit vielen nützlichen bibliographischen Hinweisen (Herbig Verlag, München 2003, 527 Seiten, 39,90 Euro).

Ukraine. Die Schar der amerikanischen Verbündeten aus dem "Neuen Europa" umfaßt auch solche illustren Gestalten wie Leonid Kutschma, dessen Konsequenzen aus dem durch Tonbandmitschnitte dokumentierten Auftragsmord an dem kritischen Journalisten Heorhij Gongadse immer noch auf sich warten lassen. Kutschmas politisches System, welches seit der Amtübernahme vom Vorgänger Leonid Krawtschuk 1995 in seiner autokratischen Ausrichtung nur noch vom nördlichen, weißrussischen Nachbarn Alexander "Batska" Lukaschenko in den Schatten gestellt wird, erfährt durch Martina Helmerich eine detaillierte Beschreibung. Dabei dringt sie bis in die ukrainischen Verfassungsinstitutionen und -gerichtsbarkeit vor. Die Arbeit wurde 2002 als Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität München angenommen und wird nun als Heft 25 der Reihe Wirtschaft und Gesellschaft des Osteuropa-Institutes publiziert (Die Ukraine zwischen Autokratie und Demokratie. Institutionen und Akteure. Duncker & Humblot, Berlin 2003, 251 Seiten, 74,80 Euro).


 
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