© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/03 05. September 2003

 
Meldungen

Deutsche Biobranche abgehängt

BERLIN. Nach einer Meldung der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) schrumpfte der Umsatz der Biotech-Branche in Deutschland im letzten Jahr um drei Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Die Zahl der Beschäftigten sank um sieben Prozent. Zwar kann Deutschland im europäischen Vergleich immer noch die höchste Zahl von Unternehmen und Mitarbeitern vorweisen. Doch die Effektivität der Firmen ist in Großbritannien zum Beispiel viermal so hoch. Die Kapitalbeschaffung ist allgemein schwieriger geworden, aber speziell in Deutschland fehlt es an Forschungsergebnissen, die tatsächlich zu neuen Medikamenten führen, die sich auf dem Markt gegen die steigende Zahl gentechnischer Produkte behaupten können. Diese eher negative Bilanz hängt auch mit der politischen Feindseligkeit vor allem der Grünen zusammen. Obwohl die EU mittlerweile den Einfuhrstopp für gentechnische Lebensmittel aufgehoben hat, weigert sich Landwirtschaftsministerin Renate Künast weiterhin, an diesem Fortschritt teilzunehmen, und erschwert, wie Harald Seulberger von der DIB erklärt, die Nutzung der "grünen Gentechnik" immer wieder.

 

Schlesier in Polen als eigene Nation definiert

WARSCHAU. In der jüngsten Volkszählung von 2002 in der Republik Polen wurde neben der deutschen Minderheit auch eine "schlesische Nationalität" definiert. So wurde die Frage 33 ("Zu welcher Nationalität rechnen Sie sich?") abweichend zur Frage 34 ("In welcher Sprache unterhalten Sie sich zu Hause am häufigsten?") beantwortet. Obwohl viele Deutsche polnischer Staatsbürgerschaft nicht die deutsche Muttersprache sprechen, weicht die letzte offizielle Zahl der Deutschsprechenden (204.600) von dem dieser Tage veröffentlichten Ergebnis aus der Volkszählung ab. Dort wurden 152.900 Deutsche, 173.200 Menschen mit "schlesischer Nationalität", 31.000 Ukrainer, 6.100 Russen, 5.900 Lemken, 5.800 Litauer, 5.100 Kaschuben, 2.000 Slowaken, 1.100 Juden und noch einhundert andere Nationalitäten angegeben. Die Ergebnisse der Erfassung lassen darauf schließen, daß es keine einheitliche Linie bei der Definition von Nationalität, Staatszugehörigkeit, Haussprachen- oder Fremdsprachenkenntnissen gab. Zumindest deutet darauf die Tatsache hin, daß 89.000 Personen Englisch als Haussprache angaben.

 

Zu wenig Ärzte - viel zu viele Architekten

FRANKFURT. In deutschen Krankenhäusern zeichnet sich ein dramatischer Ärztemangel ab. In den letzten sechs Jahren ist die Zahl der Approbationen um 22 Prozent zurückgegangen. Die Facharzt-Anerkennungen sind sogar um 25 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2000 standen nach Angaben der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt 9.100 Studienabsolventen nur 7.100 abgeschlossene AIP-Phasen (Arzt im Praktikum) gegenüber. Als Hauptgrund für diesen sich fortsetzenden Trend gilt die Abwanderung ausgebildeter Mediziner ins Ausland, wo die Arbeitszeiten bequemer und die Verdienstmöglichkeiten größer seien. Dagegen sind die Aussichten nach einem Architekturstudium trübe. Bereits jetzt zählen die Architekten-Kammern 114.000 Mitglieder, von denen etwas mehr als fünfzig Prozent freiberuflich tätig sind. Auf die derzeit knapp 50.000 immatrikulierten Architekturstudenten an deutschen Hochschulen kommt auch wegen der nicht erwarteten Konjunkturwende in der Bauindustrie in den kommenden Jahren ein weitgehend gesättigter Arbeitsmarkt zu. Im französischen Nachbarland sind zum Vergleich nur 27.000 Architekten beschäftigt.


 
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