© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/03 05. September 2003

 
Blick in die Medien
Toilettenpapier
Ronald Gläser

Premiere bietet uns ein gutes Programm und bewirbt sein Produkt in der Regel auch erstklassig. Der neue Fernsehspot ist jedoch erbärmlich. Drei Schwarze mit Afro-Frisur trällern "Have a good time". Das Beste daran ist die Pressemitteilung zur neuen Werbekampagne. Überschrift: "Akustisches und optisches Schlüsselelement setzen Markenversprechen audiovisuell um." Natürlich muß es heißen "setzt um". Dann folgt eine zweiseitige Erklärung, die uns über folgendes aufklärt: "Aus der konkreten Kaufaufforderung, eine gute Zeit zu abonnieren, wird das emotionale Versprechen, mit Premiere eine gute Zeit zu erleben." Versucht das nicht jede Werbung?

Noch besser: "Wir haben damit eine hochemotionale Kampagne kreiert." Zu so vielen Allgemeinplätzen und Wiederholungen fällt uns nur ein Zitat des Fußballers Andreas Möller ein: "Ich hatte vom feeling her ein gutes Gefühl." Das erinnert uns an die Verpackung des siempre-Toilettenpapiers. Hier haben mindestens sechs Marketingexperten tagelang an der Verpackung gearbeitet. Auf der Plastikverpackung sind die Vorteile beinahe wissenschaftlich aufgeführt: "besonders breites, extraweiches und saugfähiges Toilettenpapier mit Strukturprägung aus 100 Prozent Zellstoff", "besonders mild und schonend ... für die empfindliche Haut", "außergewöhnlich komfortabel, sicher und reißfest","sparsam, ergiebig, aber dennoch luxuriös" usw. Verdammt, es ist Klopapier! Wer will die Rollen- und Blattanzahl wissen? Weitaus ansprechender ist da schon die gänzlich emotionale Herangehensweise von Chachacharmin, oder?


 
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