© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/03 12. September 2003

 
Meldungen

Prodi: Christentum muß in EU-Verfassung

BRÜSSEL. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat erneut die ausdrückliche Nennung des Christentums in der künftigen EU-Verfassung gefordert. Die unlösbare Verbindung zwischen Europa und dem Christentum verlange das, schrieb der frühere italienische Ministerpräsident in einem Beitrag für die aktuelle Dialoghi-Ausgabe, die Quartalszeitschrift der Katholischen Aktion Italiens. Die monotheistischen Religionen, "vor allem das Christentum", seien eine der "wesentlichen Wurzeln Europas" und "einer der Faktoren der Entwicklung des Kontinents", so Prodi. Die Geschichte Europas und die des Christentums seien "unauflöslich verbunden". Dies müsse sich in der EU-Verfassung wiederfinden. Eine Anerkennung der christlichen Wurzeln Europas hindere aber nicht daran, auch "die Wurzeln zu entdecken, die Europa mit dem Volk Israel verbinden" und "den Willen zum Dialog mit dem Islam zu betonen". Schon im Januar hatte Prodi in einem Schreiben das "Manifest von Barcelona" der Initiative "Christians for Europe Convention" unterstützt. "Man kann nicht die kulturellen und religiösen Traditionen verschmähen, insbesondere die christliche, die zur Bestimmung des Gedächtnisses und der zukünftigen Hoffnung Europas unabdingbar ist", so Prodi.

 

Erstes muslimisches Privatgymnasium

LILLE. In der nordfranzösischen Stadt Lille wurde letzte Woche das erste muslimischen Privatgymnasiums des Landes eröffnet. Das "Lycée Averroès" ist eine konfessionsgebundene Schule, die von der Mittelstufe bis zum Abitur führt. Neben dem vom französischen Unterrichtsministerium festgesetzten Pflichtkanon (darunter auch Sport) können die Schüler auch Arabisch und Fächer über die islamische Kultur belegen. Die Klassen haben maximal 30 Schüler und sind nicht nach Geschlecht getrennt. Mädchen dürfen "auf eigenen Wunsch" hin den traditionellen Schleier tragen. Momentan befindet sich die Islam-Schule noch im selben Gebäude wie die Moschee von Lille-Süd. Der Jahresetat im ersten Schuljahr beträgt 150.000 Euro. Direktorin des "Lycée Averroès" ist Sylvie Taleb, die 17 Jahre an einer katholischen Schule lehrte. Die Schule ist nach dem 1198 verstorbenen maurischen Philosophen, Mediziner und Juristen Ibn Rushd (lat. Averroes) benannt, der zeitweise Leibarzt des Kalifen von Marokko war.

 

Neue Prüfung für Einwanderungswillige

LONDON. Großbritannien will umfassende Prüfungen für Einwanderer einführen. Auf der Grundlage "der in der Regel sicher guten Ergebnisse" könne er seine Landsleute dann aufrufen, den Einwanderern einen "freundlichen Empfang zu bereiten und von Rassismus abzusehen", erklärte Innenminister David Blunkett letzte Woche dem Sender BBC. Ein Großteil der Einwanderungswilligen könne sich ausreichend auf englisch verständigen und habe genügend Wissen über die britische Gesellschaft, meinte der Labour-Politiker. Der Test, der nur Einbürgerungswillige betreffe, soll unter anderem Fragen zu britischen Institutionen, Gesetzen und Gebräuchen enthalten.

 

Harte Einschnitte in den Sozialstaat geplant

DEN HAAG. Die niederländische Regierung plant harte Einschnitte in den Sozialstaat. Um das Sparziel von vier Milliarden Euro zu erreichen, sollen künftig unter anderem Zahnarztbehandlungen von den Bürgern selbst bezahlt werden. Die Beamtengehälter, die Sozialhilfe und das Arbeitslosengeld sollen für zwei Jahre nicht erhöht werden. Sozialhilfeempfänger werden verpflichtet, sich um freie Stellen zu bewerben. Zugleich ist geplant, die Steuern auf Tabak und Alkohol drastisch zu erhöhen.


 
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