© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/03 12. September 2003 |
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Neulich im Internet Hexenjagd Erol Stern Heutzutage gibt es anscheinend nur zwei wirklich verbrecherische
Menschenschläge: zum einen die Betreiber von Internetcafés und zum anderen
Nutzer von Internettauschbörsen. Erstere haben in den vergangenen 12 Monaten
bundesweit rund 350 Razzien über sich ergehen lassen müssen, da die Behörden
seit geraumer Zeit der Ansicht sind, daß diese - sobald im Netzwerk
Computerspiele gespielt werden - unter den Status "Spielhalle" fallen.
Besonderes Augenmerk legt man dabei auf den Jugendschutz bei indizierten
Ballerspielen wie "Counterstrike". Daß solche Spiele gewaltverherrlichend
oder -fördernd sind, ist schon strittig. Doch ist es naiv zu glauben, daß der
Konsum nur in Internetcafés stattfindet. Was den Gesetzeshütern entgangen ist:
In jedem zweiten Haushalt steht ein netzwerk- oder internetfähiger Computer,
und eine Indizierung gilt bei Unterhaltungssoftware oder Musik seit langem als
"Gütesiegel". Daß bei den Razzien auch Urheberrechtsverletzungen bei der
benutzten Software, fehlende Aushänge zum Jugendschutzgesetz und fehlende
Schank-Erlaubnisse aufgedeckt wurden, möchte ich hingegen als gerechtfertigt
einstufen. Auch Tauschbörsenbenutzer leben immer gefährlicher; insbesondere
solche, die mittels Flatrate und Breitband permanent online sind und anderen
freigiebig ihre Schätze zur Verfügung stellen. Man kann auch hier
hinterfragen, ob die Ordnungshüter sich nicht auf schwerwiegendere
Kriminalitätssparten und Probleme konzentrieren sollten. Jedenfalls gehören
Internetcafés heute zu den bestbewachten Zufluchtsorten in der Republik,
arthurmillert |