© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/03 10. Oktober 2003 |
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Papst Johannes Paul II. Der Unbeugsame von Christian Vollradt Wenn Papst Johannes Paul II. dieser Tage sein 25. Pontifikatsjubiläum begeht, liegt der Tod seines unmittelbaren Vorgängers als nicht-italienischer Papst genau 480 Jahre zurück. Hadrian VI. war Holländer, hatte allerdings nur ein Jahr auf dem Stuhl Petri. Die lange Frist, in der ausschließlich "Eingeborene" das Amt des Bischofs von Rom besetzten, erklärt die Sensation, die die Wahl des Erzbischofs von Krakau 1978 bedeutete. Sensationell aber auch, daß mit Johannes Paul II. ein Angehöriger eines Volkes, das bereits Jahrzehnte unter der Herrschaft eines atheistischen Totalitarismus lebte, in den Lateran-Palast einzog. Daß er gegen den Kommunismus immer klar Stellung bezog - im Gegensatz zu so vielen "demokratischen" Politikern des Westens -, stellt die Europäer in seine Schuld. Karol Wojtyla, 1920 geboren, besuchte die päpstliche Universität in Rom und entwickelte als Bischof im Auftrag Pauls VI. 1976 die Grundlagen einer "angemessenen Kirchenerneuerung": aus konservativer Sicht eine Verwässerung katholischer Glaubenstraditionen durch zeitgeistige Anpassung. Öffentlichkeitswirksamer, weil lautstärker, sind freilich die progressiven Opponenten, die im Papst ob dessen moraltheologischer Verdikte die "Starrheit" der Kirche verkörpert sehen. In Fragen wie Abtreibung, Embryonenforschung oder des Primates kirchenhirarischer Autorität blieb er standhaft. Ein theologisches Problem, welches Johannes Paul II. wie schon Hadrian VI. trotz der Jahrhunderte zwischen ihnen gleichermaßen beschäftigt, ist die Frage der Ökumene. Der Holländer hatte es ohne Zweifel leichter, konnte er doch einfach die Durchsetzung des Wormser Edikts verlangen, welches über den aufrührerischen Doktor Luther Acht und Bann verhängte. Sein polnischer Nachfolger muß derweil diplomatischere Mittel wählen. An der Maßgabe, daß außerhalb der Kirche kein Heil zu finden sei, läßt auch Johannes Paul II. keinen Zweifel aufkommen. Jüngst bekräftigte er in seiner Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" erneut, daß nur die Römische Kirche durch die apostolische Sukzession diesen Exklusivitätsanspruch erheben könne; damit stempelte er alle anderen christlichen Konfessionen zu bloßen außerkirchlichen Gemeinschaften ab. Diese aus katholischer Sicht sicher konsequente Position verwundert allerdings angesichts seiner profillosen Haltung beim gemeinsamen Gebet mit Vertretern anderer Religionen 1986 in Assisi, das bei konservativen Christen aller Konfessionen auf Kritik stieß. Seine Enzyklika entkräftet dagegen nicht den Einwand der Protestanten, nur die einträchtige Predigt des Evangeliums und die schriftgemäße Austeilung der Sakramente begründeten die Kirche Christi. Über diesen Graben können sich evangelische Christen bei aller Bewunderung für den von Alter und Krankheit gebeugten, doch unbeugsamen Pontifex und seine Verdienste für die gesamte Christenheit nicht hinwegsetzen. |