© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/03 10. Oktober 2003 |
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Frisch gepresst Einstieg in die Weltpolitik. Gerd Fesser beansprucht nicht, die historische Forschung voranzubringen. Seine Biographie Bernhard Fürst von Bülows, jenes feudal-forschen Reichskanzlers, in dessen Regierungszeit (1900-1909) das junge Deutsche Reich ins weltpolitische Spiel der "großen Mächte" einstieg, ist aber im besten Wortsinne "populär", also als eingängige Vermittlung deutscher Geschichte zu lesen. Dabei gelingt es Fesser besonders, die Abhängigkeiten zwischen Innen- und Außenpolitik geradezu spannend zu entfalten (Reichskanzler Fürst von Bülow. Architekt der deutschen Weltpolitik. Militzke Verlag, Leipzig 2003, 254 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro). Rot-grüne Außenpolitik. Ohne den Zeitabstand, den Historiker für sich nutzen, lassen die Herausgeber Hanns Maull, Sebastian Harnisch und Constantin Grund ein Dutzend Politologen Aktiva und Passiva des außenpolitischen Duos Schröder-Fischer bilanzieren, die auf ihre Art in Reichskanzler Bülows Fußstapfen "den deutschen Weg" einschlagen, um weltpolitisch mitzumischen. Die 1998 proklamierte Wende zur "Menschenrechtspolitik" ging dabei, wie Florian Pfeil resümiert, natürlich irgendwo am Hindukusch verloren (Deutschland im Abseits? Rot-grüne Außenpolitik 1998-2003. Nomos Verlag, Baden-Baden 2003, 193 Seiten, broschiert, 29 Euro) Transferleistung. Der Publizist Felix Mindt stochert in einem Wespennest herum, denn die Behauptung, deutsch-deutsche Tranferleistungen dienten dazu, ein Anspruchsdenken in der Ex-DDR zu finanzieren, dürfte ihm den Vorwurf unsolidarischer "Besserwessirei" einbringen. Den Mitteldeutschen gehe es besser als vielen im Westen. So gebe es ähnlich hohe Beschäftigtenquoten, etwas weniger Lohn, dafür niedrigere Mieten, bessere Gesundheitsversorgung und Universitäten - und eine Infrastruktur, die der Wessi nur noch aus der Erinnerung kennt. Daß Mindt diese Behauptungen mit Zahlen belegt, könnte zwischen Saßnitz und Zwickau Unmut auslösen (Die Wahrheit über den armen Osten. Die Soli-Abzocke. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003, 160 Seiten, 14,90 Euro). |