© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/03 10. Oktober 2003 |
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Blick in die Medien Umverteilung Ronald Gläser So kann man die Wirtschaft auch ankurbeln: In Berlin wurde vor einigen Wochen das terrestrische Fernsehen umgestellt. Das analoge Signal für die Zimmerantenne wurde durch ein digitales ersetzt. Wer Kabelanschluß oder eine Satellitenschüssel besitzt, war davon nicht betroffen. Wer das Fernsehprogramm aber über die Antenne ins Wohnzimmer holt, saß auf einmal vor einer schwarzen Mattscheibe. Die TV-Konsumenten mußten sich zum nächsten Radio-/Fernsehhändler begeben und einen digitalen Dekoder kaufen. Kostenpunkt rund 100 Euro. So manch eine Omi mußte ihrem Enkel oder gar dem Radio-/Fernsehtechniker noch einen Obolus zustecken, damit das Gerät auch installiert wurde. Technisch war die Umstellung eigentlich nicht nötig. Sie ist jedoch ein Paradebeispiel für ökosozialistische Wirtschaftspolitik in unserer kleptokratischen Bundesrepublik. Der Fachhandel hatte endlich die gesteigerte Nachfrage, von der Gewerkschaften und Oskar Lafontaine immer so sehr schwärmen. Und umverteilt wurde auch kräftig: Das arbeitende Volk - in Berlin allerdings nur noch 40 Prozent der Einwohner - mußte das Geld selber auftreiben. Sozial schwächer gestellte Berliner bekamen den Dekoder vom Sozialamt bezahlt. Na bitte, es geht doch. Vielleicht freut sich ja die GEZ über bessere Kontrolle. Dann sollte ganz Deutschland dem Beispiel folgen. Und anschließend stellen die Landesmedienanstalten auch noch die Radiosender auf digitalen Empfang um - wie lange geht es noch ohne? |