© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/03 07. November 2003

Frisch gepresst

Auf deutscher Seite. Daß die Werbung der Wehrmacht, auf deutscher Seite am Kampf gegen Stalin teilzunehmen, bei den Kaukasusvölkern auf besonders fruchtbaren Boden fiel, ist nicht nur Militärhistorikern bekannt. Der jüngst verstorbene Joachim Hoffmann hat dieser im Rückblick romantisch erscheinenden Koalition zwischen "Orientvölkern" und Hitlers Heeresmacht eine monographische Untersuchung gewidmet. Jetzt legen vier Autoren, allesamt der "Erlebnisgeneration" zugehörig, eine Darstellung jener deutschen Spezialeinheit vor, die als "Sonderverband Bergmann" unter Führung des späteren Bundesvertriebenenministers Theodor Oberländer die kaukasischen Freiwilligen zusammenfaßte (Albert Jeloschek/Friedrich Richter/Ehrenfried Schütte/Johannes Semler, Freiwillige vom Kaukasus. Georgier, Armenier, Aserbaidschaner, Tschetschenen u. a. auf deutscher Seite. Der "Sonderverband Bergmann" und sein Gründer Theodor Oberländer, Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2003, 374 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro).

Geschichtshappen. Auf dem Umschlag preist der Verlag das vom Chemnitzer Politikwissenschaftler Eckhard Jesse herausgegebene Lexikon mit der Kurzformel "Geschichte lebendig und modern" an. Wer meint, dahinter verberge sich ein Vademecum, so recht geeignet zum Mitraten bei "Wer wird Millionär?", liegt nicht ganz falsch. Aber zum Hochmut besteht kein Anlaß: Hier breiten die Autoren in kurzen Artikeln chronologisch das Basiswissen über die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert aus, das man bei dem erdrückenden Teil der Abiturienten und Studienanfänger schon lange nicht mehr voraussetzen kann (Deutsche Geschichte. Vom Kaiserreich bis heute. Politik, Trautwein Lexikon-Edition, München 2003, 384 Seiten, Abbildungen, 12,50 Euro).

Kommissar Brisant. Anhand eines Kriminalromans karikiert der österreichische Schriftsteller Peter Sichrovsky das immer noch verkrampfte Verhältnis zu jüdischen Mitbürgern und die daraus entstehenden Mißverständnisse. Der erfolglose Kommissar Kafka wird allein deswegen mit Ministersegen mit dem Fall einer ermordeten Jüdin betraut, weil er von "seiner Herkunft her" dafür geeignet scheint. So gerät Kafka in Verstrickungen, deren Auflösung den eigentlichen Kriminalfall in den Hintergrund treten läßt (Kafkas Fall. Ibera Verlag, Wien 2003, 288 Seiten, 19 Euro).


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