© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/03 28. November 2003

Meldungen

PEN-Kongreß mahnt den Wert des Gedruckten an

MEXIKO-STADT. Mit einem Appell zur Verteidigung des freien Wortes ist am vergangenen Sonntag in Mexiko-Stadt der internationale PEN-Kongreß eröffnet worden. Der 69. Weltkongreß der 1921 gegründeten Schriftstellervereinigung tagt bis zum Freitag und steht unter dem Motto "Kulturelle Vielfalt und Meinungsfreiheit". Während der Tagung wird auch ein neuer Präsident gewählt. Einziger Kandidat für die Nachfolge des Mexikaners Homero Aridjis ist der tschechische Schriftsteller Jiri Grusa (64). "Die Meinungsfreiheit wurde vom PEN verteidigt, als sie am meisten bedroht war", betonte die südafrikanische Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer bei der Eröffnungsfeier. Viele Schriftsteller seien in den vergangenen Jahrzehnten für ihr Recht, frei zu sprechen, Risiken eingegangen und hätten dafür gelitten. Gordimer warnte zugleich, daß das geschriebene und gedruckte Wort von den elektronischen Medien herausgefordert werde. "Das gedruckte und gebundene Buch ist aber ein Medium, das von keinem elektronischen System und keiner Batterie abhängig ist und bei einem Stromausfall nicht verstummt. Sie können es auf einem Berggipfel genießen oder in einem Bus oder in einer Schlange, ohne irgend jemanden zu stören, und Sie sind von nichts anderem abhängig als von Ihren eigenen Augen", sagte Gordimer.

 

Rotstift I: Museen sollen im Winter schließen

WEIMAR. Die Stiftung Weimarer Klassik will aufgrund knapper Kassen mehrere Museen in den Wintermonaten schließen. Betroffen sind nach Angaben von Stiftungspräsident Hellmut Seemann unter anderem das Liszthaus, Schloß Tiefurt und das Nietzsche-Archiv. In weiteren Häusern würden die Öffnungszeiten gekürzt. Nach Angaben von Seemann steht die Stiftung vor einem Defizit von 1,3 Millionen Euro. Allein beim Personal müßten im kommenden Jahr 300.000 Euro gespart werden. Künftig sollen weder offene noch frei werdende Stellen besetzt werden, erklärte Seemann. Nach eigener Aussage verfügt die Weimarer Klassik derzeit über 276 besetzte und 30 offene Stellen. Auch im Veranstaltungsetat müsse es Einschnitte geben, so Seemann. Außer einer geplanten Ausstellung über die Zarentochter Maria Pawlowna müßten alle weiteren Pläne aufgegeben werden. Bis 2006 erhält die Klassikstiftung nach einer Vereinbarung zwischen dem Bund, dem Land Thüringen und der Stadt Weimar einen Jahresetat von 14,3 Millionen Euro. Drei Viertel davon werden für Personalkosten benötigt.

 

Rotstift II: Kirchen sind zum Abriß freigegeben

BAD REICHENHALL. Die evangelische Kirche in Bayern denkt daran, alte Kirchen abzureißen, wenn deren Renovierung zu teuer ist. Das wurde vergangenen Sonntag zum Auftakt der Herbstsynode bekannt, die bis Donnerstag in Bad Reichenhall tagte. Hintergrund der Überlegungen sind drastische Sparvorhaben. Mit 642 Millionen Euro liegt der Haushalt 2004 um fast 20 Millionen unter dem Etat des Vorjahres. Für die kommenden Jahre wurde bereits ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt. So sollen die Personalkosten von derzeit 77 Prozent auf unter 65 Prozent gesenkt werden, zahlreiche Stellen werden gestrichen. "Wir werden aber keine Kirchen etwa an Muslime verkaufen", betonte Landesbischof Johannes Friedrich. Die evangelische Landessynode vertritt über 2,7 Millionen Protestanten in Bayern.


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