© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/03 05. Dezember 2003

Meldungen

Vier Bundesländer für Kopftuchverbot

BERLIN. Nach dem sogenannten Kopftuchurteil des Bundesverfassungsgerichts wollen mehrere Bundesländer per Gesetz moslemischen Lehrerinnen das Tragen von Kopftüchern im Unterricht verbieten. Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Niedersachsen haben bereits entsprechende Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht oder in konkreter Planung. Baden-Württemberg legte bereits Mitte November als erstes Bundesland einen Gesetzentwurf zum Kopftuchverbot vor. In Bayern soll eine entsprechende Novelle noch im Dezember vom Kabinett verabschiedet werden. Niedersachsen will die Änderung des Schulgesetzes bis Januar einleiten. In Hessen, wo die Landesregierung ein Kopftuchverbot für den gesamten Öffentlichen Dienst plant, soll mit dem Vorhaben ebenfalls noch im Dezember begonnen werden.

 

Musiker: Nationale Kulturen bedroht

WIEN. "Orchester, Konzerthäuser, Theater und Musikschulen sind wesentliche Faktoren der nationalen Identität, die zum Erhalt kultureller Vielfalt auch in einem erweiterten, zusammenwachsenden Europa gesichert werden müssen". So die Hauptforderung einer Zusammenkunft von Vertretern verschiedener Musikergewerkschaften aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, die sich am Montag und Dienstag dieser Woche in Wien getroffen haben. Die Finanzierung der genannten Einrichtungen der Musikkultur müsse eine öffentliche Aufgabe bleiben. Denkbar sei auch die Erschließung neuer Finanzierungsquellen, zum Beispiel durch einen "Mozart- oder Goethegroschen", mit dem aus den Erlösen gemeinfreier Werke nach Auslaufen des Urheberrechtes Kulturprojekte finanziert werden könnten. Die öffentlichen Schulträger sind aufgefordert, einen flächendeckenden, qualitativ hochwertigen Musikunterricht in allen Schulstufen als Pflichtfach anzubieten. Gefordert wurde auch die Verbreitung landesspezifischer Musik im Rundfunk.

 

PEN-Präsident mahnt Freiheit des Wortes an

BERLIN. Der neue Präsident des internationalen PEN-Zentrums, Jiri Grusa, hat die Freiheit des Wortes in einer von Bildern dominierten Welt angemahnt. Eine wichtige und schwierige Aufgabe sei es, die Welt der Buchstaben gegen die Bilderwelten der elektronischen Medien zu behaupten, sagte Grusa im Deutschlandradio Berlin. Die Individualität der Literatur müsse dem Druck der Vereinfachung trotzen. "Schriftsteller müssen einen Namen finden für etwas, was vor ihnen noch nicht benannt wurde", erklärte der ehemalige tschechische Botschafter in Deutschland, der heute sein Land in Wien vertritt. Grusa will sich zudem dafür einsetzen, daß auch kleine Sprachen die Chance bekämen, sich auf internationaler Bühne zu äußern.

 

Nationalrat lehnt Sparen bei Leseförderung ab

BERN.Der Schweizer Nationalrat hat am Montag die vom Bundesrat gewünschte Beitragskürzung um eine Million Franken für die Stiftung Bibliomedia mit 77 zu 73 Stimmen abgelehnt. Die Stiftung, die landesweit das Bibliothekswesen unterstützt, verwirkliche mit der Leseförderung wichtige Aufgaben, zudem habe die Pisa-Studie gezeigt, daß in der Schweiz bei der Leseförderung Handlungsbedarf bestehe.


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