© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/03 12. Dezember 2003

Frisch gepresst

Ausländerpolitik. Bereits 2002 hat der Sprecher des Bremer CDU-Senators für Wirtschaft und Häfen, Stefan Luft, die Verweigerung der Politik in Deutschland angeprangert, sich der Einwanderer und ihrer Integration anzunehmen (JF 34/02). Außer als Drohung, das Thema Ausländerpolitik im Wahlkampf einzusetzen, wird dieses gesellschaftlich folgenreiche Phänomen - besonders in urbanen Ballungsräumen - vom politischen Schweigekartell weitgehend ausgeklammert. Jetzt ist im Resch-Verlag die zweite Ausgabe des Werkes erschienen, welches die beispielhafte Daten- und Faktenfülle der 2002-Ausgabe auf den allerneusten Stand bringt. Mit diesem Werk präsentiert Luft einen wirklichkeitsnahen Beitrag, um in der "weiterhin von einer ärgerlichen Oberflächlichkeit gekennzeichneten öffentlichen Debatte" ein Regulativ aufzubieten. Dabei klammert er die gesellschaftlichen Konfliktpotentiale nicht aus, welche sich beileibe nicht nur in "Fragen der Verteilung öffentlicher Güter" oder so heiklen Themen wie Ausländerkriminalität erschöpfen (Ausländerpolitik in Deutschland. Mechanismen, Manipulation, Mißbrauch. Gräfelding 2003, 397 Seiten, Taschenbuch, 19,90 Euro).

Odessa. Das russische Tor zum Süden ist eine vergleichbar junge Stadt. Die, wie es der Fotoband der Journalisten Joachim Baumann und Uwe Moosburger dokumentiert, erstaunlich dynamische Schwarzmeer-Metropole, heute wichtigster Hafen der Ukraine, scheint aus ihrem Dornröschenschlaf der Sowjetzeit zu erwachen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nimmt das erst Ende des 18. Jahrhunderts an der Stelle einer durch den Oberbefehlshaber Grigori Potemkin eroberten Türkenfestung gegründete Odessa seine Brückenfunktion über das Schwarze Meer hinaus wieder ein. Dabei spielten neben den die Neugründung Anfang des 19. Jahrhunderts bevölkernden Nationalitäten die Bessarabien- bzw. Schwarzmeer-Deutschen eine nicht unwesentliche Rolle, was sich bis heute im Straßenbild niederschlägt. In der Gegenwart zieht Odessa auch vermehrt Touristen aus Westeuropa an, die zusammen mit den "Businessmeni", den nach 1990 reich gewordenen "neuen Russen", und "neuen Ukrainern" die Stadt beleben - auf der Suche nach der weltbekannten Perspektive, mit der Sergej Eisenstein in seinem "Panzerkreuzer Potemkin" die Treppe zum Hafen verewigte (Odessa. Facetten einer Stadt im Wandel. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2003, 152 Seiten, 24,90 Euro)


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