© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/03 19. Dezember 2003 u. 01/04 26. Dezember

Meldungen

Berlin-Moskau: Zu neuen Ufern

BERLIN. Das "Ende der russisch-deutschen Beziehungen im alten Sinne" konstatiert der in Frankfurt/Oder lehrende Historiker Karl Schlögel im Doppelheft von Osteuropa (9-10/03), das sich auf dreihundert Seiten und reichlicher Bezugnahme auf das Modethema "Räume" der Präsenz "Rußland in Europa" widmet. Die vermittelnden Eliten, Deutsche und Russen, die in Berlin wie in Moskau oder Petersburg gleichermaßen zu Hause waren, seien nach 1933, unter Hitler und Stalin, marginalisiert worden. In die zwanziger Jahre oder die Zeit vor 1914 führe daher kein Weg zurück, weil es keine weit zurückreichende Generationenfolge mehr gebe, die ein gemeinsamer historischer Horizont verbinde. Diplomaten und Militärs vom Schlage der Hilgers, Nadolnys und Niedermayers seien ausgestorben. Trotzdem glaubt Schlögel, daß bereits vor 1989 in der BRD wie in der DDR einige "deutsch-russische Pioniere" herangewachsen seien, die in die Zeit nach dem Mauerfall "hineingelebt" hätten. Die Aussichten für die Neuanknüpfung einer intensiven deutschen "Ostorientierung" seien daher vielleicht besser, als es der Zustand Berlins, das als "Stützpunkt einer intakten Kommunikation ruiniert" worden sei, vermuten lasse. Denn zweifelsohne würden wir einer erneuten Herausbildung eines gemeinsamen Lebens- und Erfahrungshorizonts beiwohnen, dessen Bedeutung für das deutsch-russische Verhältnis aber nicht erkennbar sei.

 

Frühe Landwirtschaft löste Treibhauseffekt aus

LONDON. Der an der Universität von Virginia in Charlottesville lehrende Klimaforscher William Ruddiman hält menschliche Einflüsse für die Ursache eines Treibhauseffektes vor etwa 8.000 Jahren. Die Untersuchung von Bohrkernen aus Eis konnte eine Konzentrationenänderung von Kohlendioxid zu diesem Zeitpunkt nachweisen, die stark vom bis dahin üblichen jahreszeitlichen Wechsel abwich. Um etwa 3.000 vor Christus folgt dann ein Konzentrationsanstieg des Methans in der Atmosphäre. Dies lasse seiner Meinung nach auf die Beeinflussung durch die beginnende Landwirtschaft und damit verbundenen massiven Rodungen bzw. beim Methan mit der später einsetzenden Viehwirtschaft schließen (New Scientist, 51/03 vom 13. Dezember). Ruddimans Berechnungen ergaben, daß die Temperaturerhöhung durch die Kultureinflüsse bereits vor dem Jahr 1700 etwa 0,8 Grad betragen hat. Sollten diese als spekulativ kritisierten Schätzungen stimmen, wäre das die Erwärmung seit Beginn der Industrialisierung gleich geblieben.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen