© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/04 02. Januar 2004

Avanti, Intriganti
von Peter Freitag

So langsam gehen einem die Vokabeln aus, mit denen die Selbstzerfleischung der Partei Rechtsstaatlicher Offensive noch für Außenstehende nachvollziehbar zu beschreiben wäre. Schier unmöglich, in diesem Intrigantenstadl noch so etwas wie ein politisches Profil auszumachen. Der Parteigründer sieht sich vor einem Abgrund aus Verrat seitens derer, die er einst zu seinen Helfern bestellte und denen er politische Macht verschaffte. Mettbach und Nockemann wiederum stellen sich als die Garanten politischer Seriosität dar, die das zarte Partei-Pflänzchen vor einem unberechenbaren Amokläufer gerettet hätten.

Schill will mit seinen Getreuen nun in einer neuen Gruppierung zur Wahl in Hamburg antreten und errichtet für den Fall seiner Niederlage schon eine eindrucksvolle Drohkulisse: Sollten die Wähler ihm nicht in ausreichender Zahl zustimmen, will er sich endgültig aus dem politischen Geschäft, ja sogar ganz aus Deutschland zurückziehen. Während der Aufsteiger des Jahres 2001 trotzig zum "Alles-oder-Nichts" bläst, sonnt sich Ole von Beust, der es nur dank Schill zum Ersten Bürgermeister gebracht hatte, in einem Zustimmungshoch; während sich sein einstiger Mehrheitsbeschaffer vollends zum Paria macht, geriert sich der CDU-Mann als jedermanns Liebling, so als ringe er mit dem Bremer Amtskollegen um die Rolle des "knuffigsten" Hanseaten.

Die Trostlosigkeit, welche sich in der Parteienlandschaft rechts der Union wieder einmal offenbart, läßt sich resümierend in die Worte fassen, die Fürst Pückler angesichts der politischen Zustände in Deutschland aussprach: "Auf Flugsand kann kein Weizen wachsen".


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