© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/04 09. Januar 2004

Geschäfte mit dem Tod
Die CIA und das Heroin
Werner Olles

Seit über drei Jahrzehnten führen die USA mit ihren Streitkräften und dem Geheimdienst CIA einen heißen Krieg gegen den Drogenhandel. Gleichzeitig sind sie jedoch seit sechzig Jahren auch massiv in dieses schmutzige Geschäft involviert, und zwar vom Anbau über die Herstellung bis zum Transport. Die versteckte Förderung des Rauschgiftkonsums durch amerikanische Regierungsbehörden schildert nun ein atemberaubender Bericht über die geheimen Bände und Netzwerke zwischen Drogenbaronen, Narco-Kartells und Nachrichtendiensten.

Im Herbst 1970 begann der Autor mit einer Untersuchung über die in jenen Jahren unter US-Soldaten in Vietnam grassierende Heroinsucht. Er entdeckte, daß die dort getätigten Drogengeschäfte nicht nur eine einst von den Franzosen initiierte antikommunistische Koalition zusammengeschmiedet hatten, die von laotischen Bergstämmen bis hin zu südvietnamesischen Politikern, Generälen und Verbrechern reichte, sondern daß der US-Geheimdienst alles, inklusive der Drogen, einfach übernommen hatte. Inzwischen wurde das Opium nicht nur in CIA-Flugzeugen transportiert, die Heroinladungen für die US-Truppen rollten selbst auf kommunistischen Lastwagen über den Ho-Chi-Minh-Pfad bis nach Saigon. Am Ende des Krieges fand eine Sonderkommission des Weißen Hauses heraus, daß elf Prozent der US-Soldaten in Vietnam Heroin regelmäßig und ein Drittel "üblicherweise konsumiert" hatten, schreibt McCoy, der selbst vor mehreren Kongreß-Ausschüssen aussagte. Von der Association for Asian Studies wurde er für diese Arbeit ausgezeichnet und widerstand allen Versuchen der CIA, sein Buch zu verhindern.

Vom Heroinhandel im Goldenen Dreieck (Birma, Laos, Thailand) führt McCoy den Leser über die kolumbianischen Kokain-Barone zu den afghanischen Händlerringen um die von der CIA geförderte Nord-Allianz, die nach der Wiederaufnahme des Mohnanbaus, den die Taliban bis zu ihrer Niederlage verboten hatten, wieder groß im Geschäft sind. Afghanistan gilt heute als die erste Opium-Monokultur der Welt mit historischen Rekordernten.

Alfred W. McCoy: Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel. Zweitausendeins, Frankfurt/ Main 2003, 841 Seiten, Taschenbuch, 19,90 Euro


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