© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/04 16. Januar 2004

Meldungen

Eigene Schiedsgerichte für Muslime in Kanada

TORONTO. In der kanadischen Provinz Ontario haben Muslime künftig die Möglichkeit, Streitschlichtungen nach islamischem Recht durchzuführen. Das 2003 gegründete Islamic Institute of Civil Justice, dessen Schiedsstellen Familien-, Erb-, Handels- und Arbeitsrechtsstreitigkeiten auf der Grundlage der Scharia schlichten sollen, will seine Arbeit nun über ganz Kanada mit seiner etwa eine Million Muslime ausdehnen. Die Mitglieder der Islam-Gerichte sollen sowohl mit der Scharia als auch mit kanadischem Recht vertraut sein. Die Durchsetzung ihrer Entscheidungen ist Aufgabe kanadischer Zivilgerichte. Eine Änderung der Schiedssprüche durch ein zivilrechtliches Berufungsverfahren ist nicht vorgesehen. Sie müssen jedoch mit kanadischem Recht vereinbar sein, um von der kanadischen Zivilgerichtsbarkeit durchgesetzt zu werden. Mitglieder des Instituts und Anhänger der Idee, Streitigkeiten auf Grundlage der Scharia zu schlichten, bezeichnen die Sorge vor einer Islamisierung des kanadischen Rechts als grundlos. Es gebe nur geringfügige Unterschiede zwischen der Scharia und dem kanadischen Zivilrecht. Steinigungen werde es in Kanada auch künftig nicht geben. Kritiker warnen hingegen vor einer Vermischung staatlichen und religiösen Rechts. Verwiesen wird auch auf Benachteiligungen von Frauen im islamischen Erbrecht, das dem Sohn einen doppelt so hohen Erbteil zugesteht wie der Tochter.

Buddhisten überfallen christliche Gemeinden

COLOMBO. Auf Sri Lanka sind im Dezember 2003 vier christliche Pfingstgemeinden überfallen und beraubt oder zerstört worden. Eine Gruppe von acht bis zehn buddhistischen Mönchen, einigen Männern, einem Mädchen und einer älteren Frau drang gewaltsam in Gemeindegebäude in der Gegend von Bulathkohupitiya bei Colombo ein. In einer Gemeinde wurden Akten und Bücher entwendet und Mobiliar zerstört. In einer anderen vergossen die Täter Benzin und brannten das Gebäude nieder. Bibeln und andere Gegenstände verbrannten sie in zwei weiteren Gemeindehäusern. Dem Bericht eines einheimischen Pastors zufolge, der nicht namentlich genannt werden will, hätten die Täter jedes Mal behauptet, das Mädchen sei vom Pastor vergewaltigt worden. Die Christen in der Gegend hätten nun Angst vor einer religiösen Säuberung durch Buddhisten. Erst eine Woche zuvor habe eine große Tageszeitung ein Interview mit einem buddhistischen Mönch abgedruckt, der gefordert habe, die "unethischen Bekehrungen" zum christlichen Glauben zu stoppen. Von den 18,8 Millionen Einwohnern Sri Lankas sind 71,9 Prozent Buddhisten, zwölf Prozent Hindus, acht Prozent Moslems, 7,6 Prozent Christen, die übrigen gehören anderen Religionen an.


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