© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/04 16. Januar 2004

Meldungen

Schönbohm und Platzeck für Garnisonkirche

POTSDAM. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat sich beim angestrebten Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam auf die Seite der evangelischen Kirche geschlagen. Er beteiligt sich an einem "Ruf aus Potsdam", den der Vorsitzende des Industrieclubs, Hans P. Reinheimer, initiierte. Neben Schönbohm sind als Schirmherren Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Bischof Wolfgang Huber verantwortlich. Die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) um Max Klaar hält sich bedeckt. Die TPG wollte mit ihren Bedingungen zur Auszahlung der bisher gesammelten 5,7 Millionen Euro verhindern, daß im Neubau Kirchenasyl gewährt, gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen oder feministische Theologie gelehrt werde. In der neuen Initiative wird vom Wiederaufbau nicht nur des Turms, sondern der gesamten Kirche gesprochen, dessen Gesamtkosten auf 40 bis 50 Millionen Euro geschätzt werden.

 

RAF-Ausstellung jetzt ohne Bundesmittel

BERLIN. Die umstrittene RAF-Ausstellung in Berlin soll jetzt ohne Bundesmittel realisiert werden. Das Ausstellungshaus Kunst-Werke Berlin zog am Montag seinen Antrag beim Hauptstadtkulturfonds zur finanziellen Förderung der Schau zur Geschichte der terroristischen Rote Armee Fraktion zurück. Gleichzeitig entbrannte ein Streit um die Rückzahlung der bisher gewährten Zuschüsse in Höhe von 100.000 Euro. Die Ausstellung soll wie geplant im Winter 2004/2005 gezeigt und jetzt durch Spenden und durch eine Edition finanziert werden, an der sich Künstler und andere Privatpersonen beteiligen können, sagte der Leiter der Kunst-Werke, Klaus Biesenbach. Erste Pläne für eine RAF-Ausstellung waren auf scharfen Protest von Angehörigen der Opfer und von Politikern gestoßen, die eine Mystifizierung der Terrororganisation befürchteten. Zudem hatten die Angehörigen kritisiert, daß sie nicht rechtzeitig in die Konzeption der Ausstellung einbezogen worden waren. Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hatte erst vor wenigen Tagen den Anfang 2003 vom Hauptstadtkulturfonds bewilligten Zuschuß von 100.000 Euro wieder zurückgefordert und die Kunst-Werke zu einem modifizierten Antrag aufgefordert.

 

Gruhl-Gesellschaft für Klaus Töpfer

HANNOVER. Die Herbert-Gruhl-Gesellschaft, die sich dem geistigen Erbe des einstigen CDU-Umweltpolitikers und Bestsellerautor ("Ein Planet wird geplündert") Herbert Gruhl (1921-1993) verpflichtet fühlt, hat Klaus Töpfer, Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, als "bestmögliche Wahl" für das Amt des Bundespräsidenten bezeichnet. "Er ist ein Kandidat, der sowohl für konservatives Wertebewußtsein wie auch für ökologische Visionen steht", erklärte Heinz-Siegfried Strelow, Vorsitzender der Gruhl-Gesellschaft. Man könne nur hoffen, daß sich die Unionsparteien nicht auch in der Frage, wer künftiges Staatsoberhaupt wird, in die "babylonische Gefangenschaft" der FDP begeben. Bereits im September gab es von dem wohl prominentesten Mitglied der Herbert-Gruhl-Gesellschaft ein deutliches Bekenntnis zum Nachdenken über Schwarz-Grün: der CSU-Abgeordnete Josef Göppel, zugleich auch Träger des Herbert-Gruhl-Preises 2003, hatte gegenüber Spiegel-Online erklärt, für ihn seien schwarz-grüne Planspiele allemal reizvoller als eine Neuauflage des "ausgelutschten" Bündnisses der Union mit den Liberalen.


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