© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/04 23. Januar 2004

Glückwünsche an die Redaktion!

In jener fernen Zeit, da Zeitunglesen noch geholfen hat, spielt die ergötzliche Bildgeschichte von Wilhelm Busch, wo unter anderem ein Bürgermeister mit Zipfelmütze in seinem Bett das "Wochenblatt" liest: "Hier liegt des Dorfes Bürgermeister. / Die aufgestörten Lebensgeister / befassen sich beim Kerzenlichte / noch immer mit der Weltgeschichte, / wie sie getreu vermeldet hat / das angestammte Wochenblatt ..."

Buschs Pointe besteht darin, daß der Bürgermeister über seiner Lektüre prompt einschläft. Seine Zipfelmütze kommt ins Wanken, gerät ans Kerzenlicht, schnell steht sie hell in Flammen, entsetzt wacht der Bürgermeister von der Hitze auf und kann sich gerade noch retten, indem er den flüssigen Inhalt des Nachttopfs über seinen Kopf ausgießt.

Bürgermeister, Zipfelmütze, Kerzenschimmer: solche Assoziationen stellen sich auch heute oft ein, wenn man an die Kundschaft angestammter Wochenblätter, übrigens nicht nur in Deutschland, denkt. Was der in der Regel wohletablierten Kundschaft geboten wird, ist nichts als öde Selbstbestätigung, Stoff von gestern, der von den aktuellen Medien schon hundertmal durchgekaut wurde und nun vom Wochenblatt in epischer Breite und mit staatstragender Pose noch einmal durchgekaut wird. Das stiftet Schlafbedürfnis.

Die große Ausnahme ist die JUNGE FREIHEIT (JF). Hier waltet nichts Zipfelmütziges und Nachttöpfisches. Wer zur JF greift, der möchte keine eitle Selbstbestätigung, sondern In-formation und Diskussion über das, was in diesem Land wirklich wichtig und notwendig ist. Diese Wochenzeitung ist keine bloße Verlängerung des Fernsehens und der Tageszeitungen, sondern echte Ergänzung und, oft genug, Korrektur und Rich-tigstellung.

Die JF ist eine konservative, an Vaterland, Familie und über-individuellen Werten orientierte Zeitung, aber gerade deshalb ist sie in Schröder & Merkel-Land unbequem und oft verfolgt. Sie unterwirft sich nicht den trüben Anordnungen irgendeiner po-litischen Korrektheit und nicht dem Terror selbsternannter Gutmenschen oder wildgewordener Verfassungsschützer. Und sie ist wahrhaft unabhängig, weder politischen Parteien noch wirtschaftlichen Anzeigengebern hörig.

All das macht sie zu einem idealen Desiderat für die mo-derne Familie. Sie liefert Anlaß für interessante innerhäusliche Gespräche, treffende Argumente bei Diskussionen am Arbeitsplatz und im öffentlichen Leben und nicht zuletzt ein gutes Archiv, mit dessen Hilfe man viele wichtige Vorgänge dokumentieren kann, die von den angepaßten Medien ignoriert oder verfälscht werden.

Viel spricht man derzeit über die "große Zeitungskrise", die über Tages- wie Wochenblätter gekommen ist und hier und da schon ihre Existenz bedroht. Auf die JF aber kann man sich auch in einer solche Krise verlassen und sich mit ihr auf Dauer an-freunden. Ihre Existenz paßt genau in eine Zeit, in der Zeitunglesen wieder einmal helfen könnte.

Prof. Dr. Günter Zehm, Philosophieprofessor


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