© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/04 23. Januar 2004

Frisch gepresst

Danzig. Der 37jährige Historiker Peter Oliver Loew, der nach dem Studium selbst einige Jahre in der alten Hansestadt lebte, läßt seine Geschichte ausgerechnet in dem Moment beginnen, in dem sie ihre unter der polnischen Krone immer verteidigte wirtschaftliche und weitestgehend auch politische Unabhängigkeit verlor und zur preußischen Provinzmetropole herabsank. Dieses lokalpolitische Unglück wurde bis ins 20. Jahrhundert nicht nur von Treitschke und Co. gerne auf dem "Altar des Vaterlandes" oder dem "Deutschtum im Osten" geopfert. Damit kann Loew in der Widerlegung eines deutschen Nationalismus zumindest aus dem Vollen schöpfen. Erfrischenderweise widersteht er - im Gegensatz zu anderen Publikationen des Deutschen Historischen Institutes in Warschau - wenigstens halbwegs der in Mode gekommenen Verlockung, dem Leser statt dessen ein Bild der deutsch-polnisch-kaschubischen Multikultur zu zeichnen. Zudem ist man überrascht, von einem Zernack-Schüler wie Loew zumindest Ansätze einer Kritik an der von 1918 bis 1990 gepflegten Geschichtspolitik der alles polonisierenden Zunft jenseits von Oder und Neiße wahrzunehmen (Danzig und seine Vergangenheit, 1793-1997. Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen. Fibre Verlag, Osnabrück 2003, 621 Seiten, broschiert, 37,80 Euro).

MacArthur. Angesichts der immer hartnäckigeren Widerstände gegen die US-Besatzungsmacht im Irak unter dem smarten Diplomaten Lewis Paul Bremer erstaunen historische Alternativen, in denen die US-Statthalter eine bessere Figur abgaben und nach einem Krieg auch den Frieden gewinnen konnten. Der langjährige Weltspiegel-Journalist Winfried Scharlau stellt ausgerechnet mit dem charakterlich schwierigen US-General Douglas MacArthur ein gefälliges Exemplar vor. Dieser wegen seiner Eitelkeit in der US-Politik und selbst bei Militärs verhaßte Choleriker meisterte dank seiner profunden Kenntnisse der Länder und Menschen Asiens das Kunststück , im bis dahin 2.600 Jahre unbesetzten Japan mit Hilfe des Tenno Hirohito - dessen Autorität er von allen Schuldzuweisungen reinhielt - eine geschmeidige Herrschaft zu installieren. Selbst die kaum überbrückbare Kluft der Kulturen und der mit rassistischem Haß geführte Kampf konnten so überwunden werden (Der General und der Kaiser. Die amerikanische Besatzung Japans 1945-1952. Verlag Hauschild, Bremen 2003, 152 Seiten, gebunden, 14,50 Euro).


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