© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/04 30. Januar 2004

Klaus Töpfer
Ein Grüner aus Nairobi
von Volker Kempf

Neben seinem saarländischen CDU-Parteifreund Peter Müller sind nun auch Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Noch-Bundespräsident Johannes Rau zu Anhängern Klaus Töpfers geworden; er sei ein geeigneter Kandidat für das höchste Amt in Deutschland.

Töpfer wurde 1938 in Schlesien geboren, machte in Höxter sein Abitur und in den siebziger Jahren Karriere als VWL-Professor. In der CDU, der er 1972 beitrat, stieg Töpfer nach sechs Jahren zum Staatssekretär im Mainzer Sozial- und Umweltministerium auf, 1987 zum Bundesumweltminister. Dabei gelang es ihm in seiner achtjährigen Amtszeit, Deutschland zu einem Vorreiter der Umweltpolitik zu entwickeln.

Das gilt unter anderem für die Luftreinhaltepolitik bei Autos und Kraftwerken (1983) wie auch für das Kreislauf- und Abfallwirtschaftsgesetz (1994). Unter Töpfers Nachfolgerin, der heutigen CDU-Chefin Angela Merkel, die nicht zu den jetzigen Befürwortern ihres profilierten Vorgängers zählt, stagnierte Deutschland umweltpolitisch. Als Bauminister bis1998 konnte Töpfer kaum Akzente setzen. So verabschiedete sich der Umweltfachmann mit Sachverstand ins ferne Nairobi, wo er Direktor des Uno-Umweltprogramms UNEP wurde. Von Afrika aus machte Töpfer aber immer wieder von sich reden.

Als es um den Irak-Krieg ging, wich Töpfer von der CDU-Kriegslinie ab und verurteilte die Angriffe der USA unter Berufung auf die Spielregeln der Uno. Für Subventionsabbau und die Einführung einer Kerosinbesteuerung hatte sich der UNEP-Chef aus ökologischen Grün­den in den letzten Jahren ebenfalls stark gemacht. Wie Töpfer auf anderen Politikfeldern - etwa der Zuwanderung - Akzente setzen könnte, ist hingegen schwer festzumachen; als erfahrungswissenschaftlich denkender Mensch argumentiert er aber keinesfalls so gutmenschlich wie die Pädagogikprofessorin Rita Süssmuth (CDU).

Töpfer ist ein Mann, mit dem die Union an einem Scheideweg steht: entweder den wirtschaftsliberalen Kurs fortzufahren oder aber Rot-Grün das urkonservative Themenfeld des Natur- und Umweltschutzes glaubhaft streitig zu machen. Damit verbunden ist die Frage einer neuen Parteienkonstellation auf Bundesebene. Mit Töpfer wäre eine große Koalition ebenso denkbar wie ein schwarz-grünes Bündnis. Reinhard Bütikofer hat sich dann auch am Wochenende schon entsprechend geäußert, die Bündnisgrünen könnten Töpfer ebenfalls wählen. Nur einen Verlierer gibt es mit Töpfer sicher: die FDP. Die Lösung Töpfer wäre also ein Stück Machterhalt für Rot oder Grün, aber auch ein Schritt hin zum Machtwechsel durch die CDU.

Ein bißchen Machtwechsel ist aber vor allem der CSU zu wenig. Doch Schwarz und Grün sind derzeit die beiden einzigen wachsenden politischen Farben. Kämen die zusammen, dann hieße der Außenminister entweder Joschka Fischer oder Friedbert Pflüger. Doch dafür kann Töpfer nichts.


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