© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/04 13. Februar 2004

Meldungen

Gelähmt durch Israels Innenpolitik

LEVERKUSEN. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei nicht abzusehen, wie sich der dritte Golfkrieg auf den Nahostfriedensprozeß oder auf die US-Politik selbst auswirken werde. Zu dieser für einen außenpolitischen Analytiker nicht eben befriedigenden Antwort gelangt Markus Kaim in einer umfassenden Studie über "Die regionale Ordnung des Nahen Ostens und die Rolle extraregionaler Akteure: Die Politik der Bush-Administration" (Zeitschrift für Politikwissenschaft, 3/03). Obwohl Kaim zukünftige Entwicklungen nicht prognostizieren möchte, vermag er schlüssig darzulegen, daß die nahöstliche Malaise keinesfalls allein durch US-Macht beseitigt werden kann. Die USA stießen in diesem Raum an ihre Grenzen. Die regionalen Akteure, allen voran der wichtigste Schützling Israel, würden sich nicht zu jeder beliebigen Vereinbarung drängen lassen. Zudem beschränkten strukturelle Faktoren die Umsetzung der Pax Americana. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit spreche daher für ein Szenario wie nach 1991: Ein Verhandlungsprozeß werde unter US-Führung beginnen, dessen Ziel eine umfassende Regelung des israelisch-palästinensischen und vielleicht sogar des arabisch-israelischen Konflikt wäre. Gegen den Erfolg spreche aber vor allem die Polarisierung in der israelischen Innenpolitik und Gesellschaft, die sich als Haupthindernis für eine von der Bush-Adminstration zu verfolgende Verhandlungspolitik herausgestellt habe.

 

Komet verursachte nuklearen Winter

CARDIFF. Die Zeit der Völkerwanderung im fünften und sechsten Jahrhundert n. Chr. gilt als ein dunkle Periode des frühen Mittelalters. Die Jahre von 536 bis 545 waren möglicherweise besonders finster. Nach Berechnungen von Derek Ward-Thompson von der Cardiff University könnte damals ein Komet mit der Erde kollidiert sein und die Erdatmosphäre für Jahre eingetrübt haben. Wie der Forscher in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift Astronomy and Geophysics (Bd. 45) berichtet, läßt sich aus Baumringen für diese neun Jahre eine stark abkühlte Atmosphäre ablesen. In den wenigen historischen Zeugnissen aus dieser Zeit ist von Frost im Sommer und Mißernten die Rede. Ward-Thompson nimmt an, daß die Phänomene durch die Explosion eines Kometen mit etwa einem halben Kilometer Durchmesser in der oberen Atmosphäre zu erklären sein könnten. Ähnlich wie 1995 bei der Kollision des Kometen Shoemaker-Levy 9 mit dem Jupiter wäre dabei eine pilzförmige Explosionswolke entstanden. Ruß und Asche, so berechnete der britische Forscher, würden bei einem solchen Ereignis die ganze Erde einhüllen und das Sonnenlicht reflektieren. Als Folge davon werde es auf der Erde spürbar kälter, ähnlich wie bei einem "nuklearen Winter".


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