© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/04 20. Februar 2004

Meldungen

Meldungen

Eliteträume von Manta-Fahrern

BONN. Dem Münchner Theologen Friedrich Wilhelm Graf scheint inzwischen der Kragen geplatzt. Nach ätzenden Anmerkungen zur rot-grünen Bildungspolitik, die er vor kurzem via FAZ  unters applaudierende Publikum streute, rückt er gegen den neuen sozialdemokratischen Geist von Weimar nun im Organ des Hochschullehrerverbandes vor (Forschung &Lehre, 2/04). Den Ruf nach Spitzenforschung und Elitenhochschulen unter dem debilen Bulmahn-Motto "Brain-up" quittiert Graf mit Sarkasmus: Hier sollen wohl "Gesamtschul-Mantas jetzt mit Stanford-Spoilern aufgemotzt" werden. Die rot-grüne Vorgabe, möglichst die Hälfte eines Schülerjahrgangs studieren zu lassen, hält Graf für irreal. Aus dieser "Masse" die nötige "Klasse" herauszufiltern, dazu bedürfte es einer "hochdifferenzierten Bildungslandschaft", wie sie in den USA unter marktwirtschaftlichem Diktat entstanden sei. In Deutschland würde die quantitative Expansion nur die vorhandene Nivellierungsmentalität verfestigen und eine neue bildungspolitische "Zerstörungsrunde" einläuten.  Nicht Nivellierung sei jedoch das Gebot der Stunde, sondern Differenzierung und "Kultivierung des vermeintlich Nutzlosen". So müßte die Speerspitze der Egalisierung, die "zahllosen Pädagogikingenieure" als Gewinner des Ausbaubooms nach 1968, zurückgestuft werden. Möchtegernuniversitäten wären dann wieder Pädagogische Hochschulen. Das eingesparte Geld flösse in die Elitebildung, die ohne den Rückhalt der vermeintlich "nutzlosen" Kultur- und Geisteswissenschaften nicht zu leisten sei.

 

Erdbeben auch weit entfernt spürbar

SAN FRANCISCO. Bereits der Märkische Wanderer Theodor Fontane erwähnte den brandenburgischen Stechlin-See und seine besondere Empfindlichkeit für Eruptionen. So habe sich das Erdbeben im fernen Portugal von 1755 durch Brodeln und Wellenschlag angekündigt, geht die Mär. Doch nun wurde diese Geschichte wissenschaftlich erhärtet. Während des Denali-Erdbebens im Jahr 2002 in Alaska konnten Forscher um Joan Gomberg vom Geologischen Dienst der USA (USGS) beobachten, daß selbst die Erdkruste in den US-Bundesstaaten Utah und Nevada noch in erhebliche Unruhe versetzte wurde (US-Wissenschaftsmagazin Nature, Bd. 427). Das Denali-Erdbeben zählte mit einer Magnitude von 7,9 zu den stärksten Beben der letzten hundert Jahre in Nordamerika. Bei diesem Beben schoben sich die Pazifische Platte und die Nordamerikanische Platte an ihrer Grenze auf einer Länge von 300 Kilometern seitlich aneinander vorbei. Gomberg und ihre Kollegen untersuchten die Aufzeichnungen von Seismographen in Nordamerika während eines Zeitraumes acht Stunden vor und acht Stunden nach dem Beben. Sie stellten fest, daß die Seismizität in einem Streifen parallel zu der Denali-Verwerfung, entlang der amerikanischen Westküste, zunahm. Selbst in Gebieten, die eigentlich tektonisch nicht aktiv sind, löste das Denali-Beben kleinere Erschütterungen aus. Die Forscher schließen daraus, daß viele Verwerfungen der Erdkruste sich in einem kritischen Zustand befinden und ein geringer Auslöser ausreicht, um sie ins Rutschen zu bringen. Ähnliche Beobachtungen wurden bereits 1992 nach dem verheerenden Landers-Beben in Kalifornien gemacht. Damals hatte man den Effekt allerdings für eine lokale Besonderheit gehalten.

 

Erste Sätze

In den langen Wintermonaten, die der Abreise vorausgingen, wollte ich mich so gut wie möglich sachkundig machen.

Sergio Ghiore: Die Insel der Schildkröten. Ein ungelöstes Rätsel im Atlantik, Frankfurt am Main 2002


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen