© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/04 20. Februar 2004

Leserbriefe

Zu: "Freispruch für Hohmann" von Dieter Stein, JF 8/04

Infame Dialektik?

Zur Einstellung des Ermittlungsverfahren gegen Martin Hohmann meinte Professor Horst Dieter Schlosser, Sprecher der "Unwort des Jahres"-Jury, die Staatsanwälte seien auf die "infame Dialektik" Hohmanns hereingefallen, da Hohmann den Begriff "Tätervolk" (im Zusammenhang mit "Juden") im Konjunktiv benutzt habe (Frankfurter Rundschau vom 10. Februar). Tatsächlich auf diese Wortkombination hereingefallen sind aber die meisten deutschen Publizisten und führende Politiker von SPD und CDU/CSU, die Hohmanns Rede unisono für antisemitisch und verwerflich erklärt haben. Zu Unrecht, wie ihnen nun die Staatsanwälte klargemacht haben.

Reinhard Wolf, Großkrotzenburg

 

Hohmann rehabilitieren!

Frau Merkel und Herr Koch handelten nach der Devise: wenn Antisemitismus, dann Fraktionsrausschmiß und Parteiausschlußverfahren. Nun hat die Staatsanwaltschaft den Antisemitismusvorwurf zurückgewiesen, womit die auslösende Bedingung für die Entscheidung entfallen ist. Diese Konsequenz hätten Merkel/Koch/Stoiber lieber vorher selbst bedenken und entsprechend offensiv handeln sollen. Denn jetzt sitzen sie erneut in der Falle, weil doch jeder denkt: wenn kein Antisemitismus, dann kein Fraktionsrausschmiß und kein Parteiausschlußverfahren. Und alle blicken gespannt auf den CDU-/CSU-Vorstand. Wird er wieder den Kopf in den Sand stecken, oder wird er wenigstens nun offensiv aller Welt zeigen, wie er mit unberechtigten Vorwürfen umgeht? Dann bekäme auch Peter Struck Anlaß zum Nachdenken über den entlassenen General.

An den CDU/CSU-Vorstand: Rehabilitieren Sie Martin Hohmann! An den SPD-Verteidigungsminister: Rehabilitieren Sie den unehrenhaft entlassenen General! 

Jürgen Rieck, per E-Post

 

 

Zu: "Das war eine Kampfansage", Interview mit Ralf Baumann, JF 7/04

Ansatz weiterführen

Das Gespräch mit Ralph Baumann von der Onlinearbeitsvermittlung Stepstone AG war mit der Gerster-Ablösung in der BA zeitlich und inhaltlich sehr passend und brachte wirtschaftlichen Hintergrund in die JF, der dort zu selten ist. Ich meine, den Ansatz sollte man in der JF weiterführen. 

Georg K. Schmelzle, Norden

 

 

Zu: "Erst am Beginn der Krise" von Bernd-Thomas Ramb, JF 7/04

Keine Besserung

Leider muß ich des öfteren feststellen, daß einfach am Thema vorbeigeredet wird.

Es ist klar, daß selbst Wirtschaftswachstum kaum Besserung auf dem Arbeitsmarkt bringt, und schon gar nicht in Deutschlands überregulierten Arbeitsmarkt. Aber machen wir uns nichts vor: es liegt weder an zu hohen Löhnen noch an zuviel Sozialstaat oder an der Überregulierung. Veränderungen an diesen Stellschrauben bringen höchstens Luft für einige Jahre. Es wird Zeit, den Leuten endlich zu sagen, warum alles den Bach heruntergeht und wieso nichts mehr so funktionieren kann, wie es die letzten 45 Jahre funktionierte.

Das Problem sind zum Beispiel die steigenden Kapitalkosten für die Unternehmen und die steigende Staatsverschuldung (momentaner Zuwachs über 2.000 Euro pro Sekunde und über 16.000 Euro Verschuldung pro Bürger), Unternehmensverschuldung und Privatverschuldung, welche alles mathematisch beweisbar in den Abgrund ziehen muß. Irgendwann kann selbst ein kräftiges Wirtschaftswachstum dies nicht mehr ausgleichen. Kommen dann noch gesättigte Märkte, schwache Konjunkturphasen und ständige Produktivitätssteigerungen hinzu, welche ebenfalls Arbeitsplätze kosten, dann beschleunigt sich der "Untergang" dementsprechend, weil dem exponentiell wachsenden Schulden noch weniger entgegengesetzt werden kann.

Wer angesichts dieser Tatsachen nicht beunruhigt ist, möchte bitte erklären warum! 

Alexander Baumbach, Erfurt

 

 

Zu: "Opfer zweiter Klasse" von Werner H. Krause, JF 7/04

Unfaßbar

Wenn es nicht so traurig wäre - man könnte fast schon drüber lachen! Da lehnt doch die rot-grüne Fraktion im Bundestag selbstherrlich und arrogant die Opferrentenzahlung für ehemalige Opfer des SED Unrechtsregimes mal eben einfach so ab.

Auf der anderen Seite werden von Steuergeldern ehemaligen DDR-Eliten, Politikern, Professoren, Vopo-Offizieren und Stasi-Bediensteten üppige Sonderrenten gezahlt, eine Milliardenlast für die neuen Länder, da die neuen Bundesländer die Kosten zu zwei dritteln übernehmen müssen - dieses Geld fehlt natürlich beim Aufbau Ost an allen Ecken und Kanten.

Allein die selige ehemalige First Lady Margot Honecker bekommt von der BfA für ihren fast 50 Jahre währenden Einsatz in der Mauerschützenpartei SED eine Rente von rund 1.500 Euro inklusive einer Zusatzversorgung. Mehr als 750.000 Ostdeutsche gehören zum Kreis der Privilegierten der Bezugsberechtigten. Pro Monat kommen noch rund 5.000 Antragsteller hinzu, also ein Faß ohne Boden. Allein im Jahr 2002 betrug die Gesamtlast an Sonder- und Zusatzrenten rund 2,7 Millionen Euro - die Tendenz im übrigen noch über Jahre hin steigend.

Man müßte hierfür die 225 Millionen Euro SED-Vermögen verwenden - was ja wohl in Anbetracht dieses Skandals mehr recht als billig wäre.

Sven H. Ericksen, Delmenhorst.

 

 

Zu: "Angst vor der Volkswahl" von Dieter Stein, JF 6/04

Starkes Staatsoberhaupt nötig

Da wackelt doch wieder der Schwanz mit dem Hund und wird sich auf diese "feine liberale" Art durchsetzen.

Ob Frau oder Mann: Wir brauchen wieder ein Staatsoberhaupt, das sich endlich einmal für deutsche Interessen einsetzt! 

Hans Rantz, Stolberg

 

 

Zu: "Angriff der Aktentaschenträger" von Ronald Gläser, JF 6/04

Wie im Mittelalter

Ich bin Ihnen für Ihren Artikel dankbar. Für mich als konservativen Wähler hat die Affäre Hohmann schlaglichtartig die geistige Situation in unserem Land beleuchtet. Das Verhalten unserer CDU/CSU unter Merkel und Stoiber erinnert an das der Kirche im Mittelalter. Es war richtig, daß Sie über die Versammlung der CDU in Berlin berichtet und dabei Anke Ludwig namentlich genannt haben. Ich hoffe auf ein Umdenken der CDU, wenn wir den Fall Hohmann nicht ruhen lassen. Sie werden immer bei solchen Artikeln das Interesse von Menschen finden, die durch Merkels Vorgehen ebenso getroffen worden sind wie ich.

Herbert Goblirsch, Bayreuth

 

 

Zu: "Am besten abwickeln" von Bernd-Thomas Ramb, JF 6/04

In die Wüste schicken!

Das Berater-Unwesen hat in den letzten Jahren einen neuen Rekord erreicht. Ist eine Führungsmannschaft nicht in der Lage, die ihr übertragenen Aufgaben zu lösen, so ist sie inkompetent und gehört abgelöst und nicht beraten! Denn gerade dafür wird sie ja eingesetzt und teuer bezahlt. Nur sie hat auch das Insider-Wissen, das für die Lösung aller Probleme entscheidend ist.

Ein externer Berater bringt nur theoretische Allgemeinplätze mit ein und schadet meist der zu beratenden Institution, wie die Praxis beweist. So auch im Fall Gerster. Außer einer neuen Namengebung, der Renovierung der Büroräume und einer Gehaltserhöhung für die Vorstände ist nicht viel geschehen. Gerster hat es wohl seinem Chef Schröder nachmachen wollen, der in den letzten fünf Jahren zwar unzählige sogenannte Experten-Kommissionen einberufen, dabei aber Deutschland immer mehr in der Ruin getrieben hat. Schade, daß es in seinem Fall keinen Verwaltungsrat gibt, der ihn als Versager in die Wüste schickt. Ein sehr guter Gedanke kommt von der CDU, nämlich die Mammutbehörde in Nürnberg, die jährlich dem Steuerzahler Milliarden Euro kostet und deren 90.000 Beschäftigte nur die Arbeitslosigkeit verwalten, aufzulösen.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Wo bleibt die weibliche Solidarität?" von Hans-Peter Raddatz, JF 6/04

Unlogisch

Gleich zu Beginn steht in dem Artikel, die Muslimbruderschaft sei saudisch finanziert. Daß die Saudis ihre ärgsten Feinde finanzieren sollten, erscheint mir unlogisch. Mit der Geschichte und Ideologie der Muslimbrüder scheint der Orientalist Raddatz nicht sonderlich vertraut zu sein, obwohl dieses Thema in der Islamkunde bereits in den Anfangsssemestern behandelt wird. Sonst hätte er nämlich wissen müssen, daß die Muslimbruderschaft die Monarchie grundsätzlich als unislamisch ansieht und mit allen Mitteln bekämpft. Diese religiös begründete Ablehnung der Monarchie richtet sich insbesondere gegen das saudische Königshaus, weshalb in Saudiarabien - wie übrigens in anderen moslemischen Feudalstaaten auch - die Muslimbrüder politisch verfolgt werden.

Weiterhin behauptet er, der "djihad" (Heilige Krieg) definiere die politischen Dimensionen von Macht und Gewalt. Auch das ist so nicht richtig. Korrekt übersetzt heißt "djihad" zunächst einmal nur "Anstrengung", nämlich die Bemühung, ein gottesfürchtiges Leben zu führen. Im politischen Sinne bedeutet es auch Kampf gegen unislamische Regierungen (wie etwa das saudische Königshaus oder die Diktatur Saddam Husseins) sowie Verteidigung gegen äußere Feinde, wie etwa die Besatzer des Irak oder Palästinas. Warum ein Eintreten für das islamische Kopftuch gegen die Grundrechte der moslemischen Frauen in Europa verstoßen soll, bleibt schleierhaft.

Angesichts der ideellen Leere in der postmodernen Gesellschaft kann ich es den Muslimen in Europa nicht verdenken, daß sie sich wieder verstärkt ihrer Religion zuwenden.

Dr. Karl-Heinrich Göbel, Malaga / Spanien

 

 

Zu: "Das Schmierentheater der Iris B." von Doris Neujahr, JF 6/04

Masochistische Hingabe

Mit vollster Zustimmung las ich den äußerst gelungenen Artikel über die aufgeblasene Gutmenschlichkeit der Frau Iris Berben. Mit masochistischer Hingabe engagiert sich diese unbedeutende Schauspielerin für ach so ausgegrenzte Minderheiten und deren angeblich ungehört verhallende Belange, um wenigstens auf diesem Felde Aufmerksamkeit zu erhaschen. Selbstverständlich schmücken sich entsprechende Kreise mit dieser für ihr Alter von vielen als attraktiv empfundenen Dame und nutzen das Vorurteil "Wer schön ist, der muß recht haben". Frau Berben läßt sich bereitwillig instrumentalisieren, aber vielleicht ist sie sogar von der Notwendigkeit ihres "Engagements" überzeugt, was noch bezeichnender wäre. Bedauernswerte Menschen, welche sich emotional von diesen schmalzigen Auftritten berühren und sich gar ein schlechtes Gewissen einreden lassen, wenn sie ihre impliziert schuldhafte Passivität neben der Kampfeslust Frau Berbens betrachten und vergleichen.

Daß Iris Berben in der JF nicht - wie in anderen Medien - zu einer zweiten Mutter Theresa (ohne Falten) verklärt wird, ist nur ein Grund mehr, regelmäßiger Leser zu bleiben.

Heiko Löwenau, Meerbusch

 

 

Zu: "Wege, die nie zum Ziel führen", Interview mit Friedrich Karl Fromme, JF 5/04

Ein Lächeln für den Focus

Herr Fromme irrt, wenn er negiert, daß Zeitungen die Richtung bestimmen können. Auch das Zitat von Tucholsky trifft nicht den Kern, da zu seiner Zeit eine ungleich höhere Zeitungsvielfalt herrschte als heute und die elektronischen Medien noch nicht existierten. Es ist doch einfach wesentlich, welche soziologische Schicht welche Printmedien konsumiert. Ich kann hier nur als Vater von vier Kindern sprechen. Wenn in der Schule Themen oder Zitate der Politik aufgegriffen werden, verweisen die Lehrer gerne ungeniert darauf, daß sie aus der Süddeutschen oder dem Spiegel stammen. Ähnlich ging es mir bei meinem ehemaligen Rotary-Club, wo fast sämtliche Mitglieder - übrigens alles solide Mittelständler und "Führungskräfte" - gerne die beiden genannten Blätter zitierten. Für ein Zitat aus Focus wurde man schon fast belächelt. Es herrscht also bei den sogenannten Multiplikatoren sehr wohl eine Gleichschaltung vor, die es, wenn ich meinen Eltern glauben darf, vorher in dieser Form noch nicht gegeben hat. Gerade deshalb war die JF niemals so wertvoll wie heute.

Peter Lastovka, Freilassing

 

Abhängig

Friedrich Karl Fromme behauptet "wirtschaftliche Unabhängigkeit" sei eine "unentbehrliche Voraussetzung ... für Pressefreiheit". Kann man aber allen Ernstes Zeitungen, die nicht von ihren Käufern und Lesern, sondern von Anzeigen aus der Wirtschaft finanziert werden, als "unabhängig" bezeichnen? Ganz sicher nicht.

Frank Fischer , per E-Post

 

 

Zur Jubiläumsausgabe "10 Jahre JF"

Beste Wünsche

Ich gehöre nicht zur sogenannten 68er Generation, da ich damals zehnjährig für eine aktive Teilnahme zu jung war und außerdem einer Familie entstamme, in der Manieren im Sinne von Prinz Asfa-Wossen Asserate (JF 4/04) noch etwas gelten.

Neben vielen anderen positiven Aspekten hat die JUNGE FREIHEIT eindeutig, unmißverständlich und unwiderlegbar klargestellt, in welcher subtilen Art und Weise sich die Gesinnung vieler heute tonangebender Angehöriger dieser Generation in die Sicht- und Verhaltensweise großer Teile unserer Gesellschaft eingeschlichen und eingenistet hat. Rückblickend kann ich als Betroffener die Kritik der JF an diesen Umständen nur bestätigen: angefangen von der Bildungspolitik, von der ich als Westfale in allen Höhen und Tiefen im Sinne von reformierter gymnasialer Oberstufe und Gesamtschule unmittelbar betroffen war, und ohne jetzt weiter in Details gehen zu wollen, über das ewige Bestreben in unserem Land, jedem Genüge zu tun, bis hin zum fast unerträglichen Besitzstand- und Anspruchsdenken bis hin zur Bundeswehr, die ich schon zur Zeit meiner Wehrpflicht als politisch und gesellschaftlich völlig unterrepräsentiert und vernachlässigt empfand. Der JUNGEN FREIHEIT meinen aufrichtigsten Dank verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft.

Thomas Weissenberg, Rimini/Italien

 

Dickes Lob

Nicht nur passend zu Eurem Jubiläum, sondern auch zur "verrückten" Saison von Karneval, Fastnacht und Fasching! Selten so gelacht, ein dickes Lob dafür und mehr davon - zu weiteren Gelegenheiten.

Frida Franke-Ratzsch, Oberderdingen

 

Meckern allein ist zu wenig

Es wäre schön, wenn es solch aufopfernde Kräfte auch in der deutschen Politik gäbe. Obwohl immer mehr Deutsche erkennen, daß die ewig gleichen Parteien das Land ruinieren, haben die Besserwisser es bis heute nicht geschafft, ein ernst zu nehmendes Gegengewicht zu schaffen.

Dr. Erwin Lichtenegger, Klagenfurt

 

 

Zum Sprachpranger der JF

Stammelndes Helotenvolk

Einen Anglizismus im mechanischen Gerede der Medien oder im Dummschwatz ihrer schrillen Selbstunterhalter als Lapsus aufzuspießen, mag eine wackere Aufgabe sein. Doch kränkelt der Erlöser, erscheint die Misere in Wirklichkeit als Verhängnis.

Weniger die flotten, modischen Sprüche und Wörter sind Indizien für echte Sprachumbrüche, sondern das Verschwinden von Vollverben. Der denglisierende Gebrauch - um ein bestechendes Beispiel zu bemühen - eines englischen Verbs (to realize) ebnet schon seit geraumer Zeit ein umfassendes Wort - ja Sachfeld der deutschen Sprache ein. Das fremde Verb hilft lästige Wörter mit unterschiedlich kognitivem Sinn einfach einzusparen. Damit wird aber die ganze Bandbreite notwendiger Differenzierungen zwischen Vorgängen des Denkens und bloßer Wahrnehmung verwischt. Ganz ohne Sorge um die "Eigenheiten ihres Geistes" (Kant) wirken hier selbst konservative Autoren der neuen, intellektuellen Rechten fleißig mit. Cornelius Fischer tut es in der Sezession ebenso wie Thorsten Hinz in der JUNGEN FREIHEIT.

Doch was soll man sich über politisierende Journalisten wundern; einer der wirkmächtigsten Philosophen der Gegenwart, Prof. Dieter Henrich aus München, eröffnete am 14. November 2003 in Weimar einen Vortrag im Kolleg Friedrich Nietzsche (die Vortragsreihe nennt sich "Denken und Selbstsein") auf die gleiche Weise. Daß mit der Wendung vom "stammelnden Helotenvolk" eine geeignete Protestformel gefunden ist, kann man wohl kaum noch bezweifeln.

Helmut Hentschel, Leipzig


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