© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/04 27. Februar 2004

Völkermord als feste These
Im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum beginnt eine Wanderschau über den Hererokrieg von einhundert Jahren
Matthias Bäkermann

Bereits Anfang des Jahres überboten sich die Zeitungen mit Reflexionen über den unerbittlich geführten Kolonialkrieg gegen die Herero im damaligen Deutsch-Südwestafrika im Jahre 1904. Im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum wird nun vom 7. März bis zum 3. Oktober die Ausstellung "Namibia - Deutschland: Eine geteilte Geschichte. Widerstand - Gewalt - Erinnerung" gezeigt.

Die Ausstellung, an der auch ein "Sonderforschungsbereich" der Universität Köln beteiligt ist, will laut eigener Darstellung "einen Beitrag zur nationalen Versöhnung leisten und Zukunftsperspektiven für die deutsch-namibischen Beziehungen aufzeigen". Dafür solle die Geschichte des Herero-Aufstandes "historisch aufarbeitet werden".

Zugrunde gelegt wird der Kölner Ausstellung die klare Botschaft, es habe sich um einen "gezielten Völkermord" der Deutschen an den Herero gehandelt. Diese These wurde bereits in der Monographie des an der Universität im portugiesischen Coimbra lehrenden Historikers Jürgen Zimmerer und seines Adlatus Joachim Zeller propagiert (JF 2/04), die diesen "Genozid" sogar mit dem Holocaust im Dritten Reich verglichen und die Behauptung einer vorsätzliche Vernichtung in "Konzentrationslagern" aufstellen. Mit gleicher Argumentation versuchen übrigens auch die Herero um Kuaima Riruako seit 2002 ihre vier Milliarden Euro schwere Sammelklage auf Wiedergutmachung gegen die Bundesrepublik Deutschland zu begründen. Auf diese reagierte selbst Außenminister Joschka Fischer bei seinem letzten Namibia-Besuch im Oktober 2003 mit Blick auf die großen Entwicklungshilfe-Zahlungen an den 1990 unabhängig gewordenen Staat mit keiner Silbe.

1904 erhoben sich die Teile des Hererostammes in der Region Okahandja gegen die deutschen Siedler. Streitpunkt waren die vorher in teilweise undurchsichtigen Verträgen von den als klassische Rinderhirten umherziehenden Herero "verlorenen" Weidegründe. Im weiteren Verlauf des Jahres schlossen sich diesem Aufstand auch die hauptsächlich im südlichen Landesteil beheimateten Hottentotten oder Nama an.

Die im Januar 1904 von Reichskanzler Bernhard Heinrich v. Bülow nach Südwest in Marsch gesetzten Truppen, die die kleine dort ansässige Schutztruppe verstärkten, konnten den Aufstand erst im August bei der Schlacht am Waterberg entscheidend niederschlagen. Die nach der Niederlage am Waterberg in die wasserlose Omaheke-Steppe abgedrängten Herero erlitten auf dieser Odyssee große Verluste. Genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor, geschätzt werden zwischen 10.000 und 80.000 Opfer unter den Herero. Obwohl die deutschen Truppen über Maschinengewehre und Kavallerie verfügten, wurden sie erst 1907 der Unruhe in ihrer Kolonie komplett Herr.


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