© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/04 27. Februar 2004

Pro Sieben und "Comeback - Die große Chance": Warum Stars selten wieder zurückkommen
Kiesbauers Gruselkabinett
Steffen Königer

Es hat etwas Herzerwärmendes, wenn längst vergessene Sänger eine Wiederauferstehung versuchen. Das kann klappen, wenn Dieter Bohlen mal wieder Kohle braucht und mit Thomas Anders für zwei Jahre Versöhnung mit Modern Talking feiert. Das kann schiefgehen, wenn ein Fernsehsender versucht, längst erloschene Sterne wieder zum Glimmen zu kriegen.

Auf Pro Sieben läuft noch bis zum 22. März "Comeback - Die große Chance". Dort mühen sich mal nicht der unbekannte Anlagenmechaniker Martin Kesici oder der Schüler Alexander Klaws, mit Gewalt bekannt zu werden. Nein, zehn Interpreten, die jeweils zwei-, dreimal einen Hit hatten, versuchen sich an einem Comeback. Von Haddaway (1993: What is love), Chris Norman (1976: Living Next Door To Alice), C. C. Catch (1987: Heartbreak Hotel) über den Gangsta-Rapper Coolio (1995: Gangsta's Paradise), Limahl (1984: Never ending Story), Emilia (1998: Big Big World) bis hin zu Benjamin Boyce (1996: Love is everywhere), Markus (1982: Ich will Spaß) und den Weather Girls (1982: It's raining men). Jazzy von Tic Tac Toe (1996: Ich find Dich Scheiße) flog bereits nach der ersten Mottoshow, der noch weitere sechs folgen.

Im "Kick-Off"-System wird ein vergessener Star nach dem anderen vom Fernsehzuschauer (der selbstredend wieder per 0137 zur Kasse gebeten wird) herausgewählt. Dabei offenbart sich dem Zuschauer, warum die Boxerweisheit "They never come back" auch hier ihre Berechtigung hat. Limahl verrät durch sein Aussehen, daß er einige Exzesse hinter sich zu haben scheint, Coolio - immerhin mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten - kann nichts anderes als sprechsingen und droht im Falle seines Rausschmisses mit einer Gewaltorgie. Und die Weather Girls können singen, was sie wollen: es klingt exakt so, als würde es Männer regnen - sie flogen beim zweiten Mal raus. Die Jury steht dem teilweise katastrophalen Niveau in nichts nach und hat selbst für die unmelodischste Darbietung Lob parat. Anastasia empfindet Coolio als "die geilste Drecksau", die es gibt; Harold Faltermeyer stellt ausnahmslos fest, daß die ehemaligen Stars sich "den haargenau passenden Titel" herausgesucht haben. Bei jeder Mottoshow darf dann noch ein Gastjurymitglied seinen Senf dazugeben. Gekrönt wird das ganze durch Arabella Kiesbauer, die mit der Sendung anscheinend selbst eine Chance sucht. Prädikat: Gruselkabinett.


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