© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/04 19. März 2004

Im Wald vergraben
Grüne: Vor 25 Jahren gründete sich der Vorläufer
Thorsten Thaler

Es war die Geburtsstunde der Grünen noch vor ihrer eigentlichen Parteigründung: Als am 17./18. März 1979 in Frankfurt am Main rund 500 Delegierte das Listenbündnis "Sonstige Politische Vereinigung Die Grünen" für die erste Direktwahl zum Europaparlament aus der Taufe hoben, konnte sich niemand ausmalen, was daraus einmal werden würde. Heute, 25 Jahre später, haben die Nachfolger der Gründergeneration (freilich nicht nur sie) das Land fast zugrunde gerichtet.

Spitzenkandidatin damals war Petra Kelly, eine EG-Verwaltungsrätin, die kurz zuvor die SPD verlassen hatte. Mit 3,2 Prozent verfehlte die Liste den Einzug ins Europaparlament. Dafür flossen etwa 4,5 Millionen D-Mark Wahlkampfkostenerstattung in die Kassen der Alternativen. Vier Jahre später führte Petra Kelly, von der Jutta Ditfurth Jahre später behauptete, sie habe sich nicht entscheiden können, "ob sie den Dalai Lama mehr schätzte oder Rosa Luxemburg", die Grünen erstmals in den Bundestag. Zu den 28 Mitgliedern der ersten Fraktion gehörten auch die Abgeordneten Otto Schily und, wegen der vereinbarten Rotation zunächst nur für zwei Jahre, Joseph Fischer. "Keine Macht für niemanden", lautete die anarchische Devise der damaligen Protestbewegung, die sich als Anti-Parteien-Partei verstand, bevor sie an die Futtertröge und Schalthebel der realpolitischen Macht gelangte. Daß die Grünen auf dem Weg dorthin nach und nach ihre Wurzeln kappen und ihre Prinzipien im Wald vergraben mußten, interessiert die heutige Führungsgarnitur längst nicht mehr.

Und weil es sonst kaum jemand macht, gratulieren sich die Grünen-Funktionäre zu ihrem Geburtstag gleich selbst. So ist eine Pressemitteilung der beiden amtierenden Bundesvorsitzenden Angelika Beer und Reinhard Bütikofer überschrieben mit: "Happy Birthday für uns!"


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