© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/04 02. April 2004

Kunstflieger, der gern trank
Neues von Mohammed Atta
Werner Olles

Die Literatur über die New Yorker Anschläge 2001 füllt inzwischen Bücherschränke, wovon ein großer Teil sich allen Variationen von Verschwörungstheorien widmet. Auch das vorliegende Buch dürfte man diesem recht erfolgreichen Genre zurechnen. Dennoch sollte dies nicht von der Lektüre abhalten, denn Daniel Hopsicker, für "Nine-Eleven"-Spezialisten kein Unbekannter, ist tatsächlich einigen merkwürdigen Dingen auf die Spur gekommen.

Während andere Autoren in Afghanistan, Pakistan oder Saudi-Arabien recherchierten, konzentrierte sich Hopsicker auf die USA. Im idyllischen Rentnerstädtschen Venice im sonnig-südlichen US-Bundesstaat Florida wurde er nach umfangreichen detektivischen Untersuchungen fündig. So fand er heraus, daß der Hauptattentäter Mohammed Atta - wie mindestens fünf andere der mutmaßlichen Terroristen - an militärischen Einrichtungen in den USA trainierte und einige der verdächtigen Flugzeugentführer sich auf Einladung der Regierung im Land aufhielten. Gegenüber den Medien und selbst Senatoren verweigerte das Justizministerium dazu bisher jede Auskunft.

Aber die investigativen Recherchen des Autors enthüllen noch weitere dubiose Vorfälle. Die Flugplätze in Florida, auf denen die verdächtigen Terroristen übten, wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder in Zusammenhang mit geheimen CIA-Operationen (Iran-Contra-Drogenschmuggel etc.) genannt. Keine Behörde reagierte, als sich seit 1999 plötzlich Hunderte Araber in den beiden Flugschulen in Venice zum Unterricht anmelden. Die lokale Polizei hat gar Anweisungen, sich nicht um die ohne gesetzliche Betriebsgenehmigungen arbeitenden Flugschulen zu kümmern. Und Atta, der mit Alkoholexzessen so gar kein islamischen Gesetzen gemäßes Leben führte, hatte Fluglizenzen aus fünf Ländern und war ein erfahrener Pilot, was dem Autor dessen untergetauchte amerikanische Ex-Freundin erzählte.

Man mag Verschwörungstheorien durchaus kritisch gegenüberstehen, aber daß im Fall des 11. September noch vieles im Dunklen liegt, dürfte spätestens nach diesem Buch unstrittig sein.

Daniel Hopsicker: Welcome to Terrorland. Mohammed Atta und seine amerikanischen Helfer. Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 2004, 432 Seiten, 13,90 Euro


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