© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/04 23. April 2004

Zitate

"Spätestens die sunnitisch-schiitische Parallel-Revolte hat offenbart, daß nicht nur die politischen, sondern auch die operationellen Pläne der Besatzer eher dem Wunschdenken Washingtons entsprachen als der Wirklichkeit in Irak. Es gibt für arabische Länder keine Instant-Demokratie und keine Armee- oder Polizeikräfte aus der Retorte. (...) Jeder Großkonzern, der seine Planung mit der Naivität des Pentagon und der Amateurhaftigkeit der US-Zivilverwaltung in Bagdad durchgeführt hätte, wäre längst seiner Führung beraubt und zerschlagen."

Rolf Paasch, Publizist, in der "Frankfurter Rundschau" vom 14. April

 

 

"Wie lebt man in Bagdad heute? Zwei Stunden Strom, zwei Stunden keinen. Gelegentlich funktionieren Handys. Junge Frauen trauen sich nicht auf die Straße, sie fürchten, entführt zu werden. Die eigene Polizei läuft eher (...) zu den Aufständischen über. Die unglaubliche Frustration schlägt um in Wut und Radikalisierung. Aus irakischer Sicht weiß keiner, wozu die Amerikaner hier sind."

Friedrich Orter, Irak-Reporter, im Wiener "Standard" vom 15. April

 

 

"Es ist offensichtlich, daß der Konflikt zwischen Jung und Alt den Gegensatz zwischen Arm und Reich nicht etwa ablösen, sondern verschärfen wird. Das gealterte Deutschland wird ungleicher sein, weil es mehr zu vererben und weniger Rente geben wird. (...) Rund eine Million Langzeitarbeitslose gibt es, und das werden die armen Alten von morgen sein. Sie werden völlig anders leben als die Einzelkinder, denen irgendwann eine ganze Schar von Großeltern und kinderlosen Tanten große Vermögen vererben wird. In Deutschland droht die Klassengesellschaft alten Stils wiederzukehren."

Elisabeth Niejahr, Wirtschaftsjournalistin, in der "Zeit" 16/04

 

 

"Eine Regierung kann sich immer nur so weit vorwagen, wie die Wähler es verstehen. Sie kann nicht davon absehen, daß etwa vierzig Prozent der Wähler ihr hauptsächliches Einkommen als Sozialleistung der einen oder anderen Form vom Staat bekommen und daß die Steuerzahler in der Minderheit sind. Sie kann soziale Einschnitte nur wagen, wenn sie den Bürgern klarmachen kann, daß sonst das ganze Gemeinwesen absackt."

Hans-Werner Sinn, Leiter des ifo-Instituts, in der "Schweizerzeit" 8/04

 

 

"Wir müssen dafür sorgen, daß nach dem EU-Beitritt Koalitionen des Positiven und nicht des Negativen entstehen. Ich hoffe, daß uns die Beitrittsländer im Kampf um den Gottesbezug in einer europäischen Verfassung Kraft geben. Es geht nicht darum, damit die Daseinsberechtigung der Kirchen zu sichern, sondern es geht um den Menschen. Das Menschenbild in einer Verfassung ohne Gottesbild zu verankern, ist ein Witz. Der Mensch ist damit den Tyranneien preisgegeben wie eh und je. Was den Menschen in seiner Würde schützt, ist, daß er Abbild Gottes ist."

Joachim Kardinal Meisner am 6. April in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur


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