© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/04 30. April 2004

Meldungen

Ex-Diplomaten gegen Blairs US-Hörigkeit

LONDON. Frühere Spitzendiplomaten haben die Außenpolitik von Premierminister Tony Blair scharf kritisiert. In einem letzten Montag veröffentlichten Brief forderten sie Blair auf, Einfluß auf die Nahost-Politik der USA zu nehmen. "Wir halten die Zeit für gekommen, unsere Ängste öffentlich zu machen, in der Hoffnung, daß sie an das Parlament weitergegeben werden und zu einer grundlegenden Bereinigung führen", erklärten die 52 Ex-Diplomaten. Sie fordern Blair auf, seine Allianz mit US-Präsident George W. Bush zu "wirklichem Einfluß als loyaler Verbündeter" zu nutzen. "Falls dies nicht akzeptiert wird oder unwillkommen ist, gibt es keinen Grund, eine Politik zu unterstützen, die zum Scheitern verdammt ist", heißt es in dem Brief. Blair ist im Irak-Konflikt der engste Verbündete Bushs. "Niemals war die Politik einer Regierung so umstritten", erklärte der Koordinator des Diplomaten-Briefes, Oliver Miles, ein Ex-Botschafter in Griechenland. "Es gab keinen Plan für die Zeit nach Saddam. Den Widerstand als von Terroristen, Fanatikern und Ausländern geführt zu beschreiben, ist weder überzeugend noch hilfreich." Den USA warfen die Ex-Diplomaten vor, die Erwartungen für eine Friedenslösung im Nahost-Konflikt nicht erfüllt zu haben.

 

Islamistischer Prediger wurde abgeschoben

LYON. Frankreich hat erneut einen islamistischen Prediger in sein Heimatland abgeschoben. Wie die Präfektur in Lyon am 21. April mitteilte, wurde Abdelkader Bouziane aus Frankreich ausgewiesen und nach Algerien gebracht. Damit solle "die nationale Gemeinschaft" bewahrt werden, erklärten die Behörden. Die Regierung könne keine öffentlichen Äußerungen tolerieren, die den Menschen- und Frauenrechten widersprächen oder zu Haß und Gewalt aufriefen. Der Imam von Vénissieux war am Tag zuvor festgenommen worden. Er hatte in einem Interview mit der Monatszeitschrift Lyon Mag erklärt, der Koran erlaube es den Männern, ihre Frauen zu schlagen, "aber nur unter bestimmten Bedingungen, vor allem wenn die Frau ihren Mann betrügt". Der Mann solle aber nicht ins Gesicht schlagen, sondern "auf die Beine, den Bauch oder den Hintern". Er hoffe darauf, "daß die ganze Welt moslemisch wird". Der Imam lebte seit 1979 in Frankreich - mit zwei Ehefrauen und 16 Kindern.


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