© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/04 07. Mai 2004

Frisch gepresst

Zar im Verlies. Das 18. Jahrhundert zeichnete sich in Rußland dadurch aus, daß sich die Zarennachfolge stets als unvorhersehbarer politischer Akt gestaltete - nicht nur bei der berühmten Nachfolge Peters des Großen durch seine Mätresse Katharina I., ursprünglich eine baltische Magd. Mindestens genauso fesselnd gestaltete sich die Thronfolge der Nichte Peters des Großen, Anna Iwanowna, die 1740 starb und ein ungeklärtes Erbe hinterließ. Detlef Jena, früherer Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Halle und Jena und ausgewiesener Kenner der russischen Frühen Neuzeit, führt lebhaft und versiert in das mit dem Anspruch des welfischen Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel auf den Zarenthron europäische Dimensionen erreichende Kriminalstück ein. Tragische Nebenfigur war der diesem Hause entstammende Johannes, Großneffe der Zarin Anna, der als Iwan VI. nach 24jähriger Festungshaft 1764 schließlich mit einem bis heute ungeklärten Mord endete. Als Resultat mußte der Alte Fritz sich bis in die Zeit des Siebenjährigen Krieges mit "dem Weib" Elisabeth I. herumschlagen, die in diesem Dynastienkampf obsiegte (Zar Iwan VI. Der Gefangene von Schlüsselburg. Universitas Verlag, München 2004, 414 Seiten, gebunden, 22,90 Euro).

Rumäniendeutsche. Noch vor zwanzig Jahren konnte man in Siebenbürgen vielerorts eine reiche deutsche Tradition bewundern. Infolge von Ceausescus Romani-sierungspolitik und dem Exodus nach 1990 blieb von dieser gelebten Kultur kaum etwas übrig. Der Historiker Michael Kroner rekapituliert die letzten der vielen hundert Jahre Geschichte der Siebenbürger Sachsen ebenso wie jene der Sathmarer und Banater Schwaben, der Dobrudscha- und Bessarabien-Deutschen in kurzer und prägnanter Manier (Die Deutschen Rumäniens im 20. Jahrhundert. Eckartschriften Verlag, Wien 2004, 112 Seiten, broschiert, 7,40 Euro).


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen