© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/04 21. Mai 2004

Meldungen

EU: Gesine Schwan gegen Gottesbezug

BERLIN. Auch der Islam ist ein Teil Europas. Das erklärte die Kandidatin von SPD und Grünen für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, in einem Vortrag in der Katholischen Akademie Berlin. Wer auf dem Konzept eines christlichen Europas beharre, vergesse, daß die Muslime während des Mittelalters eine sehr tolerante Kultur geschaffen hätten. "Natürlich gibt es in allen Religionen Fundamentalisten", betonte die Politologin. Wolle man das Bild eines vereinten Europas entwerfen, sei die Frage, ob eine Gruppe die Grundlagen eines freiheitlichen Zusammenlebens akzeptiere, wichtiger als ihr religiöses Bekenntnis. Außerdem sprach sich die Katholikin gegen die Einführung eines Gottesbezugs in der geplanten EU-Verfassung aus. Alle Bürger müßten sie als politischen Grundkonsens akzeptieren können. "Aber gerade deswegen kann ich in die Verfassung nichts hineinschreiben, was manche Menschen nicht akzeptieren", sagte die Rektorin der deutsch-polnischen Europa-Universität Viadrina.

 

Frank Schirrmacher mit "Goldener Feder" geehrt

HAMBURG. Der Mitherausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, ist vergangenen Freitag unter anderem für sein Buch "Das Methusalem-Komplott" (JF 20/04) mit der "Goldenen Feder" des Heinrich Bauer Verlages ausgezeichnet worden. Die Laudatio hielt Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust. Weitere Auszeichnungen erhielten neben anderen die Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer und der ZDF-Haushistoriker Guido Knopp. Alle Preisträger wurden ausgewählt von einer Jury aus Chefredakteuren der Bauer-Verlagsgruppe.

 

Thor Kunkel beklagt politische Korrektheit

GREVENBROICH. Der wegen seines jüngsten Romans "Endstufe" (JF 18/04) heftig umstrittene Buchautor Thor Kunkel hat sich über die in Deutschland grassierende politische Korrektheit beklagt. Er hätte nie erwartet, "daß man in diesem Land so überfahren werden kann", sagte Kunkel in einem Interview mit der Mai-Ausgabe der libertären Zeitschrift Eigentümlich frei. "Man merkt dann plötzlich", so Kunkel weiter, "du sagst ein falsches Wort - und schon hast du die Gedankenpolizei auf dem Hals, die Lawine geht los und die Luft wird dünn." Kritiker werfen Kunkel vor, einen "Nazi-Porno-Roman" geschrieben zu haben.

 

Journalist Günter Gaus mit 74 Jahren gestorben

BERLIN. Der Journalist und frühere Ständige Vertreter der Bundesrepublik in der DDR, Günter Gaus, ist in der Nacht zum Samstag im Alter von 74 Jahren in Berlin gestorben. In seiner Fernsehreihe "Zur Person" führte er ab 1963 Interviews mit zahlreichen Prominenten aus Politik, Wissenschaft und Kunst. Als Redakteur der Süddeutschen Zeitung und ab 1969 als Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel galt Gaus als einer der wichtigsten journalistischen Befürworter der Ostpolitik von Egon Bahr. 1973 wurde er zum ersten Ständigen Vertreter der Bundesrepublik in Ost-Berlin ernannt. Nach einem kurzen Gastspiel 1981 als Wissenschaftssenator in Berlin widmete er sich wieder journalistischen Aufgaben. Im Jahr 2001 gab Gaus sein SPD-Parteibuch zurück. Er hatte sich nach den Anschlägen vom 11. September in New York und Washington in mehreren Artikeln gegen die Solidaritätsbekundung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) an die Adresse der USA gewandt.

 

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