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22/04 21. Mai 2004
Neulich im Internet Wüßte ich's nicht besser, ich hätte glatt Mitleid mit der ach so arg gebeutelten Musikindustrie. Gut, daß man mit den Internettauschbörsen und ihren Nutzern auch gleich die passenden Pauschalschuldigen gefunden hat. Sieht man einmal davon ab, daß Studien den typischen Tauschbörsennutzer als trotzdem fleißigen CD-Käufer ermittelten und viele Musikverlage sich schwertun, die Tantiemen auch wirklich korrekt mit den Künstlern abzurechnen, so erinnere ich mich an die Zeiten zurück, in denen ich vor meinem Radiorekorder saß, um Musiksendungen mitzuschneiden. Natürlich konnte ich mir am nächsten Tag der Solidarität meiner Mitschüler sicher sein, wenn der Moderator mal wieder reingelabert hatte, doch lebte man in dem guten Gewissen, daß die Radiosender mit der Gema-Gebühr das Musikvergnügen für lau legal gesponsert hatten. Auch heute darf man dies noch im privaten Rahmen tun, selbst bei Internet-Radiosendern. Das ist zwar etwas umständlicher als Kazaa & Co, doch dank dortiger Viren, Spionagesoftware und infiltriertem Datenschrott sicherer und letztlich erfolgreicher. Ein amerikanischer Programmierer hat sich für die Vermüllung von Musiktiteln in Tauschbörsen ein Patent gesichert. Plattenbosse unterzeichnen erste Verträge, anstatt die legalen Bezahlportale zu fördern. In Rußland gibt es sogar ein Angebot, wo man den Preis über Qualität und Datenmenge selbst bestimmen kann. Andererseits erleben die Hersteller von externen Festplatten und handlichen Speichersticks einen echten Hype. Dabei sind die ausgetauschten Datenmengen bedeutend größer als in Tauschbörsen, grinstert Euer EROL STERN |