© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/04 11. Juni 2004

WIRTSCHAFT
Rüpelhafte Sicherheitshysterie
Bernd-Thomas Ramb

Die seit dem 11. September 2001 verschärften Visa-Be-stimmungen für die USA treffen nicht nur zahlreiche Journalisten, die teilweise rüde bei ihrer Ankunft inhaftiert und abgeschoben werden. Auch normale Geschäftsreisende sind zunehmend betroffen. Nach einer von acht amerikanischen Wirtschaftsverbänden in Auftrag gegebenen Untersuchung beträgt der dadurch entstandene Gesamtverlust amerikanischer Unternehmen an Aufträgen bislang rund 30 Milliarden Dollar. Ihre Kunden erhalten beispielsweise keine Visa zur Begutachtung der angebotenen Waren in den USA. Umgekehrt mehren sich die Klagen ausländischer Lieferanten, die ihre Kunden in den USA betreuen oder neue gewinnen wollen.

Nicht nur arabische Geschäftsleute oder Diplomaten, sondern auch Europäer, seien sie nun Deutsche und nicht am Irankrieg beteiligt oder Briten und Verbündete der USA, müssen immer häufiger vor der Einreise in die USA im wörtlichen Sinne die Hosen herunterlassen. Der USA-Krieg gegen den Terror beginnt sich selbst zum Terror zu entwickeln. Terrorisiert wird alles, was ausländisch ist. Selbst Verbündete bleiben nicht verschont. Die bisher errechneten Geschäftseinbußen stellen dabei nur einen Teil der entstandenen Verluste dar. Zum einen werden sich diese Umsatzrückgänge ausweiten, da die jetzt aufgebauten Behinderungen noch längere Nachwirkungen zeigen. Zum anderen wird sich der weltweite Ansehensverlust der USA und ihrer Produkte ausweiten. Nicht nur wegen des rüpelhaften Auftretens subalterner "Landesverteidiger", sondern wegen der unqualifizierten, von nackter Hilflosigkeit geprägten Bewältigung diffuser Sicherheitsrisiken ohne sensibel differenzierte Handhabung.


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