© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/04 11. Juni 2004

Meldungen

Bischof Lehmann warnt vor Neuheidentum

FULDA. Hohe Kirchenvertreter haben den Niedergang des Christentums in Deutschland mit verheerenden Folgen für den bisherigen Wertekonsens in der Gesellschaft beklagt. "Deutschland und Europa sind Missionsland geworden", sagte der römische Kurienkardinal Walter Kasper vergangenen Sonntag in Fulda bei einem Pontifikalamt auf dem Domplatz vor rund 25.000 Gläubigen. Am Vortag hatte bereits der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, betont, die Folgen eines "modernen Verdunstungsprozesses des christlichen Glaubens" seien mehr und mehr zu spüren. Beide Kardinäle riefen die Gläubigen zu einer neuen Christianisierung auf. Anlaß war der 1250. Todestag des heiligen Bonifatius (672-754), der mit seiner Missionsarbeit das Christentum im 8. Jahrhundert in Germanien entscheidend verbreitete. In Fulda - sein Grab ist dort in der Domkrypta - wurde letztes Wochenende mit Gottesdiensten, Konzerten und Ausstellungen der Gedenktag begangen. Bischof Lehmann warnte vor einem Neuheidentum. "Es gibt manchmal Züge eines nachchristlichen Neuheidentums", sagte er. Diskussionen über einen fehlenden Wertekonsens in Politik und Gesellschaft hätten ihre Ursache im Schwund einer gemeinsamen kulturellen Überzeugung. Die Frage, inwieweit die Kirchen selbst zu dem Zustand beigetragen haben, den sie jetzt beklagen, war am Wochenende kein Thema.

 

Erneut Proteste gegen die Rechtschreibreform

BERLIN. Vor dem Hintergrund der Beratungen der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Rechtschreibreform sind in der vergangenen Woche erneut Proteste gegen das Regelwerk laut geworden. Der Sprachwissenschaftler Peter Eisenmann, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, sagte am Donnerstag, die Reform habe "auf gar keinen Fall" eine Reduzierung der Fehler bewirkt. Seiner Beobachtung nach argumentierten auch die Befürworter der Reform nicht mehr mit der Fehlerreduktion, sondern stellten jetzt die größeren Freiheiten in den Vordergrund. Eisenmann hielt dem entgegen, statt zu größerer Freiheit komme es zu Verunsicherung. Ein Zusammenschluß von rund 50 deutschen Juristen forderte von der KMK die Rücknahme der Rechtschreibreform. Mit einer Unterschriftenaktion wandten sich 80 Deutschlehrer gegen die Reform. Sie betonen, an den meisten Schulen habe sich die Zahl der Rechtschreibfehler seit Einführung der Reform erhöht. Auch seien die Regeln in mehreren Bereichen komplizierter geworden.

 

Einigung über Förderung von Spitzenforschung

BERLIN. Bund und Länder wollen die Spitzenforschung an deutschen Universitäten von 2006 bis 2010 mit insgesamt knapp zwei Milliarden Euro fördern. Darauf einigten sich Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) und Wissenschaftsminister der Länder in Berlin. Für Spitzen-Universitäten, herausragende Fachbereiche und den wissenschaftlichen Nachwuchs sollen jährlich 380 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Davon sollen der Bund etwa 75 Prozent und die Länder 25 Prozent tragen. Nach der Einigung sollen bis zu zehn Elite-Universitäten mit jährlich 250 Millionen Euro unterstützt werden. Für die sogenannten Exzellenz-Gruppen stehen 100 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, für Graduierten-Kollegs für den wissenschaftlichen Nachwuchs 30 Millionen Euro. Weitere Details sollen Anfang Juli beschlossen werden.

 

Sprach-Pranger

"Viele Kräfte - eine Power"

Leitwort des diesjährigen ökumenischen Pfingstfestes in Frankfurt am Main


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